Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
Die Nachricht, die uns Dr. Ewa Gwiazdowska in der XXXIII. Episode gibt, ist für mich eine Bestätigung der Legitimität der Gründung der Gesellschaft der Freunde des Nationalmuseums in Stettin. Ich bin froh, dass ich selbst Mitglied davon bin und bis zu einem gewissen Grade um so mehr, weil ich dazu beitragen konnte, dass ein besonderes Gemälde von Ludwig Most nicht in die Welt hinausging, sondern zu unseren Museum kam. In dieser Ausgabe von Opo-news können wir bis zu sieben Gemälde von Most und drei Skizzen sehen. Bemerkenswert ist, dass alle Werke des Künstlers das gleiche Leitmotiv haben – Fischer und ihre Arbeit.
Dr. Ewa Gwiazdowska Most “ein eifriger Tourist”
Most und die Fischer
Expedition XXXIII
Diese Episode diktiert das Leben selbst. August Ludwig Most’s Gemälde Fischhändler von 1846 wurde vor dem Verkauf gerettet. Das Nationalmuseum in Stettin war seine Verwahrstelle. Das Gemälde wurde 1999 von der BREBank (heute mBank) gekauft. Die Bank änderte ihre Kulturpolitik und wollte ds Bild versteigern. Dank der Gesellschaft der Freunde des Nationalmuseums in Stettin gelang es, dem Gemälde eine “Reise ins Unbekannte” zu vermeiden. Die mBank entschloss sich, das Gemälde zurückzuziehen, und die Gesellschaft kaufte Mosts Werk. Es wird weiterhin eine langfristige Einlage in MNS sein und die die Augen der Gäste des Stettiner Historischen Museums erfreuen. Es hat sich gelohnt, denn die Komposition ist einzigartig, ein Galerieformat – selten in Most’s Werk.
Räucherfischhandel

Most interessierte sich schon früh für das Thema Fischerei und kehrte jahrzehntelang darauf zurück. Alle Genrekompositionen, die den Fischern gewidmet sind, geschen jedoch an Land. Der Künstler skizzierte und malte nur das, was er selbst beobachten konnte. Das früheste bekannte Gemälde zu diesem Thema stammt aus dem Jahr 1831. Most’s Enkel notierte es unter drei Titeln: Wirtsstube, Fischhändlerin, und Der Bücklingshandel. Most zeigte die gesamte Szene mit ethnographischer Genauigkeit. Er stellte die Gäste bei einem Essen im Gasthaus vor. Ihr Frühstück wird von einer Fischhändlerin unterbrochen. Wahrscheinlich will die Frau einen großen Korb mit Heringen verkaufen, der als schwere Last hierher getragen wurde. Die Aufmerksamkeit wird auf die Vielfalt der Kostüme der Bühnenhelden und auf das Aussehen des Raumes gelenkt. Es lohnt sich zu sehen, woraus das Essen besteht. Auf dem Tisch sieht man dunkles Brot, ein Krug Bier, Schinken und Butter.
Porträt eines Fischers

Die Figur eines stolzen Fischers zeichnete Most in einem Skizzenbuch, das hauptsächlich Stettin gewidmet war. Vielleicht traf er ihn, als er am Wasser entlang ging und bat ihn dabei um die Skizzierung. Er zeichnete ihn im Profil, um die Details des Outfits zu dokumentieren. Neben der Figur platzierte er Notizen über die Teile der Kleidung. Der Fischer trägt eine braune Wollmütze, eine sogenannte friesische Mütze, eine enge Jacke aus Wollstoff mit vertikalen Streifen und eine enge Hose. Um seine Taille band er eine rote Schärpe. An seinen Beinen hat er Hausschuhe ohne Absätze. Letztere bezeugen, dass Most ihn nicht von der alltäglichen Arbeit abhielt, sondern ihn im Moment der Freizeit getroffen hat.
Herbst-Nostalgie

Im September 1841 machte Most eine Reise in den mecklenburgischen Kurort Heiligendamm. Als er dort am Strand spazieren ging, erreichte er einen Ort, an dem Fischer ihre Fangausrüstung lagerten. Herbstwetter und ein von Menschen verlassener Ort machen einen melancholischen Eindruck. Am Strand gibt es zwei dreibeinige Böcke, die wahrscheinlich dazu dienen, Boote aus dem Wasser zu ziehen. Daneben liegen trocknende Boote und Angelgeräte verlassen auf dem Ufersand. Heiligendamm ist der älteste deutsche Kurort an der Ostsee. Er wurde bereits1793 gegründet und uns ist auch bekannt, dass Most gern solche besonderen Orte besuchte.
Bevor der Fisch den Markt erreicht

1846 widmete Most dem Leben der Fischer eine große Galeriekomposition, die sofort vom Pommerschen Kunstverein gekauft wurde. Dies berichtet der Enkel des Künstlers im Werkverzeichnis von Most’s Bildern. Bevor die Fischer den gefangenen Fisch verkaufen konnten, musste er besteuert werden. Most hielt diese Szene der Übergabe von Körben mit Fischen an den Beamten zur Besteuerung dieser Ware im Bilde fest. Er zeigte das Innere eines großen Raumes mit einem Tisch in der Mitte. Die Fischer nähern sich nacheinander diesem Tisch, an dem der Beamte aufzeichnet, was und wie viel sie gefangen haben. Durch die offene Tür tragen weitere Fischhändler ihre Körbe hinein. In einem kleineren Hinterraum werden Fische in Fässer mit Salzlake für den Transport “in die Welt” verpackt. Der Maler wiederholte diese Komposition 1855.
Ein Moment der Ruhe auf der Düne in Misdroy

Im Juli 1847 hielt sich Most auf der Insel Wollin auf. Am 31. Juli machte er einen Spaziergang zu den Dünen in der Nähe des Fischerdorfes Misdroy. Vor Ort fertigte er eine Bleistiftskizze der Landschaft an. Nachdem er in das Quartier zurückgekehrt war, malte er die angefertigte Studie auf ein Stück Leinwand. Er stellte Fischer dar, die sich während einer Arbeitspause am Abtransportort für die gefangenen Fische unterhalten. Zwei Kollegen betreuen die Pferde für die Transportwagen. Andere Fischer bereiten sicherlich schon einen Karren vor, der alsdann mit Körben voller fangfrischem Fisch zu der oberen Transportstation gezogen wird. Am Strand unterhalb der Düne trocknen mehrere Boote, die vom Fischfang zurückgekehrt sind. Im Hintergrund des Bildes sieht man den Kaffeeberg mit seiner steilen Klippe, die in Richtung Wasser fällt.
Stillleben der Fischerei

Im Juli 1850 verbrachte Most seine Ferien am Meer in einer uns unbekannten Gegend. Bei einem Spaziergang am Strand stieß er auf Motive, die es wert waren, in seinem Skizzenbuch dokumentiert zu werden. Dazu gehörte eine Angelausrüstung, die auf dem Sand umherlag. Es war für ihn ein gutes Motiv, um ein sogenanntes Stillleben zu zeichnen. Künstlerische Arbeiten zu einem solchen Thema können die unterschiedlichsten nicht in Bewegung befindlichen Dinge beinhalten. Most fing einen Anker ein, der gründlich in ein Ankerseil gewickelt war, zwei Paddel und zwei Angelbojen. Der Anker war unter den Seilrollen so schwach sichtbar, dass er über der Zeichnung beschrieb, was die Skizze beinhaltete. Die Notiz beweist auch, dass der Maler das bestehende Layout verewigt hat und nichts verbessert und verschönert hat. Er hat gerade ein fertiges Motiv am Strand gesehen.
Vom Meeresufer geht es “bergauf”

Das große Gemälde mit den Maßen 0,90 m mal 1,20 m von Most ist der Darstellung der harten Arbeit gewidmet, die die Fischer nach dem Ende des Fischfangs zu leisten hatten. Die gefangenen Fische mussten durch hohe Dünen an Land transportiert werden. Je reichlicher der Fang war, umso mehr Mühe war für den Transport aufzuwenden. Most zeigte, wie ein paar Pferde, unterstützt von Menschen, mühsam die Düne mit einen beladenen Fischwagen hinaufsteigen. Dieses Gemälde schenkte der Künstler dem ältesten Sohn zur Hochzeit 1860. Das Geschenk war nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein “didaktischer” Hinweis fürs Leben. Man muss hart arbeiten, um etwas zu bekommen.
Ende der Arbeit

Im Juli 1868 verbrachte Most seinen Urlaub auf der Insel Usedom. Dort, von einem hohen Ufer aus hinunter zum Strand, beobachtete er den Alltag der Fischer. Die Skizze, die er am 28. Juli zeichnete, zeigt die Küste gegen Mittag, als die Fischer schon längst vom Fischfang zurückgekehrt waren. Der Strand ist fast leer. Boote, Segel und Ausrüstung trocknen im Wind. Man sieht noch einen letzten Karren, der seine Spurrillen auf dem Sand hinterlassen hat. Nur in einem Boot sitzt ein einsamer Fischer, der vermutlich etwas repariert, das beim Fischen kaputt gegangen ist.
Die Nacht vor dem Fang

Most verewigt in seinen Gemälden und Zeichnungen praktisch jede Phase der Arbeit und des Lebens der Fischer. Auf der Komposition, die seinem jüngsten Sohn Otto gegeben wurde, kann man die nächtliche Ruhepause der Fischer vor dem Auslaufen der Boote zum Fischfang interpretieren. Die Fischer halten sich vor einer Hütte auf, die direkt am Ufer des Wassers steht. Sie wärmen sich am Feuer, bevor zum Fischen aufgebrochen werden muss. Die Segel trocknen noch und hängen an der Stange. Eine Frau bereitet eine Mahlzeit zu. Most, der sich an alte Maltraditionen anlehnt, stellt gekonnt das Licht, das vom brennenden Lagerfeuer ausstrahlt, geschickt dem Mondglühen gegenüber, das die Dunkelheit der Nacht aufhellt.
Rückkehr vom Fischfang

Die dritte der großen Kompositionen, die den Fischern gewidmet ist, schenkte Most seinem mittleren Sohn Robert. Es zeigt die Rückkehr am frühen Morgen vom nächtlichen Fischfang. Es ist viel Verkehr am Strand. Auf der rechten Seite ziehen Fischer ein schweres Boot an Land. Hinter ihnen befindet sich ein weiterer Fischer, zu dem ein junger Mann mit einem leeren Korb auf dem Rücken geht. Er ist im Begriff, frischen Fisch in diesen Korb zu laden. In Strand- und Bildmitte sind Frauen zu sehen, die um einen anderen Korb knien, um ihn ebenfalls für die bevorstehende Verladung zu befüllen. Sie sind umgeben von einer Gruppe wartender Menschen, die sicherlich neugierig sind, wie das Fangergebnis zu werten ist. Ein daneben stehender Wagen, gezogen von zwei Pferdepaaren, wird bereits beladen. Einer der Fischer legt Körbe darauf, die von einem Kollegen empor gehoben werden. Ein weiterer Wagen, der von Kutschern mit Peitschenhieben auf die Pferderücken angetrieben wird, schiebt sich über einen steilen Weg bergauf. In der Ferne sieht man noch einen Wagen, der am Ufer entlang in Richtung der Verladestelle fährt. In diesem Gemälde zeigte Most am vollständigsten die Mühe der Fischer in der zweiten Periode ihres Arbeitsprozesses.
Ich frage mich, ob Most jemals aufs Meer gefahren ist, um zu sehen, wie die erste Periode der Fischertätigkeit vonstatten geht?
Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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