Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
Im Frühjahr 2022 fällt es mir schwer, die Worte des Wunsches “HAPPY HALLELUJAH!” zu schreiben. Auf den ersten Blick scheinen sie unangemessen. Wie kann man sich freuen, wenn so viele Menschen um uns herum eine Tragödie erleben und Krieg stattfindet! Und doch! Gerade in einer Zeit, die unser Leben verändert, ist es notwendig zu sehen, was am wertvollsten und schönsten ist – das LEBEN SELBST und die symbolische Zeit der Wiedergeburt, die neu wird. Schauen Sie sich einfach um! Es lohnt sich, die neue Episode von Dr. Ewa Gwiazdowskas Opo-news zu lesen, um herauszufinden, wie die Menschen Weihnachten in einer vergangenen Zeit verbracht haben.
Mögen diese wenigen Tage der Einkehr uns allen so viel Ruhe wie möglich bringen, die bestmögliche Gesundheit, große Hoffnung auf bessere Tage, viele angenehme Gedanken und nicht nur festliche, kleine Freuden und viel gute Erholung nach unserem Geschmack, sondern vor allem, um die Schönheit des Lebens in all ihren Erscheinungsformen zu genießen. HALLELUJA! [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska Halleluja – freuen wir uns
Expedition LXXIII
Most malte mehrere Genre-Szenen im Zusammenhang mit weltlichen und religiösen Feiertagen. Dies waren Gelegenheiten, festliche Kleidung zu zeigen. Durch das Tragen dieser Kleidung, die kunstvoller und bunter ist, als die alltägliche, wurde die Freude an der
Weihnachtszeit und der Respekt vor traditionellen Bräuchen zum Ausdruck gebracht. Das Gemälde, das den Osterbrauch zeigt, ist nur indirekt bekannt. Was es zeigte, wird in einer kurzen Darstellung im Katalog beschrieben, der vom Enkel des Künstlers erstellt wurde. “Langschläfer werden nach pommerschen Brauch von Kindern mit Rutenschlägen erweckt, wofür die Kleinen Ostereier erhalten.” Dieser damals ausgeübte Brauch ist auch als Schmackostern bekannt; unter diesem Stichwort sind weitere Details erfahrbar. Mehrmals thematisierte Most sonntägliche Ereignisse: in die Kirche gehen, ein gemeinsames Essen, gesellschaftliche Treffen im Gasthaus und andere Feiern – Erntedankfeste oder Wallfahrten. Er zeigte auch, wie Weihnachtskleidung in verschiedenen Regionen aussieht. Ein Bild zeigt das Frühstück einer Drei-Generationen-Familie in einem hell erleuchteten Raum. Eltern mit Kindern sitzen um den Tisch herum, an dem die Großmutter steht. Die Mutter füttert den Jüngsten, der Sohn gegenüber macht Grimassen, die Tochter trägt einen Stuhl zum Tisch, um sich neben ihre Mutter zu setzen und der Großvater bereitet etwas am Herd.
Bunte Kleidung belebt den Sonntagmorgen
Most malte in einer sächsische Sonntagmorgen-Szene mehrmals den Zeitpunkt, bevor die Familie in die Kirche ging. In den Jahren 1866 und 1878 stellte er diesen wichtigen Moment für ein kleines Mädchen heraus, das zum ersten Mal in festlicher Kleidung in die Kirche ging[1]. Sie und ihre Mutter werden vom Künstler auf dem Gemälde so dargestellt, als wären sie auf der Bühne eines Theaters, in vollem Rampenlicht. Die Mutter steht in der Mitte des Raumes und schaut ihre Tochter zärtlich an. Draußen muss es ziemlich kalt sein, obwohl man vor dem Fenster einen grünen Baum sehen kann. Beide sind warm gekleidet. Vielleicht ist es der erste Ausgang – zum Ostergottesdienst. Die junge Mutter trägt einen dicken ziegelroten Rock, darüber eine weiße Schürze, die mit Spitze besetzt ist. Ihre eng anliegende Himbeerjacke ist mit einem großen Pelzkragen und Pelzbündchen verziert. Sie bedeckte ihren Kopf mit einer konischen Kappe mit einer Schleife über ihrer Stirn. Die Kappe ist hinten mit einer weißen Schärpe oder Schleife verziert und vorn ebenfalls mit einer Schleife, die unter dem Kinn gebunden ist. Das Mädchen, das sich von dem Baby in der Wiege verabschiedet, trägt eine Kleidung, die aus ähnlichen Teilen besteht, aber andere Farben hat und bescheidener genäht ist. Ihr Rock hat vertikale, rote und weiße Streifen und die darüber befindliche Schürze ist grün. Die Jacke mit Schößchen sowie die konische Mütze sind hellbraun. Die Jacke hat einen gewöhnlichen, schmalen Kragen. An der Kappe ist nur eine Schleife über der Stirn, es fehlen hinten die dekorativen Flügel.
Vorbereitung zum Kirchgang
Laut Eckhardt Wendt zeigt das bereits bekannte Gemälde die Vorbereitungen in einer sächsischen Stube für den Kirchgang. Es zeigt eine Familie, die ein kleines Mädchen umgibt, das vor ihrem Großvater mit einem neuen Kleidungsstück prahlt. Das Werk war vermutlich eine Wiederholung (Replik) eines viel früheren Bildes, das in den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts gemalt wurde. Das Kind präsentiert seinem Großvater eine neue Schürze in schöner Himbeerfarbe. Dieses Geschenk hat sie wahrscheinlich anlässlich ihres ersten Kirchbesuchs bekommen und freut sich sehr darüber. Unter der Schürze sieht man einen hellbraunen Rock. Ein weißes Hemd mit Ärmeln bis zum Ellenbogen ist mit einem hellgrünen Tuch bedeckt, dessen Enden unter der Schürze verborgen sind. Die Mama trägt die gleichen Kleidungsstücke, aber in anderen Farben. Auf einem roten Rock trägt sie eine blaue Schürze und ein weißes Hemd, das sie mit einem hellroten Tuch mit dunkelrotem Muster ziervoll überdeckt. Die Großmutter, die hinter ihrer Enkelin kniet, ist anders gekleidet. Sie trägt ein schweres Kleid aus bordeauxrotem, glänzendem Stoff mit einer gleichfarbigen kappenartigen Mütze mit einer Schleife über der Stirn. Eine weiße Schärpe mit einer großen Schleife befestigt diese Mütze unter Omas Kinn.
Fröhliche Gesellschaft
Festliche böhmische Trachten ähnelten ein wenig den sächsischen. Vielleicht begünstigten die geografische Nähe und die gute Kommunikation über das Wasser – die Elbe – Ähnlichkeiten in der Mode. Im Zentrum einer fröhlichen Gesellschaft, die in einem großen, kreuzgewölbten Gasthaus schlemmt, sitzt eine junge Mutter, die einen einigen Jahre alten Jungen auf ihrem Schoß hält. Das Kind greift nur nach einem Pint Bier, während die Mutter mit einem Nachbarn spricht, der eine lange Pfeife raucht. Sie trägt einen reich zerzausten, aus dickem Stoff genähten roten Rock und eine dunkelgrüne Schürze. Ihr samtiges, grünes Oberteil ist in der Taille hautnah genäht und mit Fell garniert. Es hat einen hellbraunen Fellkragen, Manschetten und Bündchen. Die Frau trägt eine konische, lilafarbene Mütze mit einem breiten weißen Randstreifen und mit einer großen weißen Schleife im Nacken.
Verborgene Wünsche
Am Sonntagnachmittag kam der junge Mann zu seiner Geliebten. Bayerische Mädchen, die um die Ecke des Hauses versteckt sind, belauschen ein Gespräch, das von ihrer Schwester oder vielleicht einer Nachbarin geführt wird. Sie sind neugierig auf die Geheimnisse anderer Menschen, vielleicht träumen sie insgeheim von einem Verlobten. In der Gegend herrscht Ruhe und Frieden. Die Mädchen stehen sicherlich in ihrer typischen Sonntagskleidung hinter der Hausecke. Das aufrecht, direkt hinter der Ecke stehende Mädchen hat ein sehr dunkles, kleidartiges Obergewand, das von zwei über den Schultern liegenden Trägern gehalten wird. Darunter trägt sie ein weißes Hemd mit eng anliegenden Ärmeln, die bis zum Ellenbogen reichen und dort mit Rüschen besetzt sind. Ein um den Hals gelegtes hellrotes Tuch wird unter den Brustausschnitt geführt. Das andere Mädchen trägt einen dunkelroten Rock und hat ein enges, rotes Mieter an, dessen ellenbogenlangen Ärmel ebenfalls mit weißen Rüschen enden. Dazu wird ein schwarzes Halstuch getragen, das mit einem Kreuzknoten über der Brust gehalten wird. Besondere Frisuren und eine fehlende Kopfbedeckung zeugen vom Alter und Familienstand dieser Frauen.
Flirt im Gasthaus
Anlässlich des Ernteendes versammelt sich die ganze Gegend fröhlich im Gasthaus zu einem Bier. Eine junge Frau, die festlich gekleidet vorbeikommt, regt junge Männer sofort zu Necken und Späßen an. Umso mehr, wie sie ihre Kleidung in voller Harmonie trägt, was zur umgebenden Natur passt. Ihr Rock – rot wie ein Mohnfeld im späten Frühling, der entlang des Saums mit einer grünen Borte verziert ist – zieht die Aufmerksamkeit der Schlemmergäste auf sich. Ihre Vorderseite ist nicht sichtbar, da die Frau von hinten gezeigt wird. So aber sieht sie mit einem breiten, gelben Schaltuch mit einer himbeerfarbenen Borte entlang der Kante, das die Schultern bedeckt, wunderschön aus. Ergänzt wird die Kleidung der jungen Frau durch ein weißes Hemd mit Ärmeln bis zum Ellenbogen und einen engen, leuchtend grünen Mieder. Auf dem Hinterkopf trägt sie eine kleine schwarze Mütze, deren Enden sie mit roten Bändern unter ihrem Kinn gebunden hat.
Aufmerksam
Eine junge Bäuerin sitzt auf dem Boden und beobachtet die Vorbereitungen für die Fronleichnamsprozession im Egerland in Böhmen. Ihre Prozessionskleidung hebt sich von den üblichen von Most gemalten Kleidern ab. Das Outfit besteht aus Kleidungsstücken in dunklen Farben, wirkt aber dennoch bunt. Der dunkelblaue Faltenrock ist nur an der Hüfte sichtbar. Er wird von einem dunkelroten, fast schwarzen Mantel bedeckt mit einer dekorativen, entlang des Saums genähten schmalen Kordel, die über die Schulter gehängt wird. Das Obergewand scheint aus schwarzem Stoff gefertigt zu sein; es ist unten mit einem Gürtelband mit Blumenmotiven abgeschlossen. Die Mütze ist ebenfalls schwarz, aber mit einem Bündel langer, bunter Schärpen verziert. Sie werden in einer Schleife gebunden und am hinteren Teil der Mütze befestigt, so dass sie nach hinten abfallen. Trotz ihrer schönen Kleidung blickt die Frau mit missmutiger Miene und zusammengekniffenem Mund nach vorn. Hinter ihrer schlechten Laune verbirgt sich ein Geheimnis, das Most durch einen Schatten auf dem eher unzugänglichen Gesichts abgemildert hat.
Ein langer und dorniger Weg
Ich frage mich, ob Most an einer frommen bayerischen Wallfahrt nach Böhmen zum wundertätigen Bild der Jungfrau Maria in der Kirche von Maria-Kulm auf einem Hügel teilgenommen hat. Sein Gemälde zeigt detailliert die Kleidung von zwei Frauen, die sich an einer Quelle auf der Straße ausruhen. Die Pilgerreise muss schwierig gewesen sein, denn ihre Kleidung sieht schwer aus. Die Frauen schützten sich wahrscheinlich vor der Kälte. Wenn man das Gemälde mit der Studie vergleicht, kann man einige Unterschiede in den Farben der Kleidung erkennen. Die ältere Frau trägt zwei Röcke übereinander: der untere ist rot, fein gestreift, der obere ist hellbraun. Ihre Strümpfe sind blau und ihre Schürze ist ebenfalls blau. Der Oberkörper ist mit einer grau-braunen Bluse bekleidet. Ihren Kopf hat sie mit einem großen grünen Schal mit kleinen rotbraunen Streifen bedeckt. In der Vor-Skizze ist ihr Oberteil dunkelblau. Die junge Frau trägt zwei glänzende Röcke mit vertikalen Streifen, der untere ist hellbraun in einem kalten Ton und grün gestreift, der Überrock hat einen hellbraunen warmen Ton mit braunen Streifen. Der Überrock ist aus einem Doppelstoff gewebt. Auf der Oberseite ist er dunkelbraun. In der Vor-Skizze hatte er noch einen lachsrosa Ton. Die enge Jacke von scharlachroter Farbe war in der Vorskizze blau. Auch das braun gestreifte Kopftuch hatte in der Vor-Studie einen anderen Farbton und ein anderes Blumenmuster.
Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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