Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
In der nächsten Folge von Opo-news präsentiert Dr. Ewa Gwiazdowska Ludwig Most als aufschlussreichen Beobachter verschiedener Situationen des Alltags, der Bräuche, der Rituale, der Arbeit, der Ruhe und des Spiels. Dank seiner Skizzen, Zeichnungen und Gemälden können wir herausfinden, wie Vertreter verschiedener Berufe aussahen und arbeiteten. In diesem Fall sprechen wir über Männerberufe. Handwerker dominierten. Meistens stellten sie in ihren Werkstätten Alltagsgegenstände her oder reparierten sie. Sie waren Schuhmacher, Schmiede, Steinmetze, Stellmacher usw. Sie waren auch Lehrer, Maler, Priester. Worin ihre Arbeit bestand, welche Art von Arbeit und Schutzkleidung sie trugen – all das lesen und sehen wir in diesem Teil. [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska Auf dem Weg zu Most
Expedition LXXVIII
Werktätige, Teil II
In den Gemälden von Ludwig Most und auf den Seiten seiner Skizzenbücher sehen wir Handwerker vieler Fachrichtungen. Most war daran interessiert, uns Genreszenen aus dem Alltag der pommerschen Gemeinschaft und von anderen Regionen zu zeigen. Handwerker waren im zweiten und dritten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts wichtige Hersteller von Gegenständen, Geräten und sonstigen Dingen des täglichen Gebrauchs. Darüber hinaus übernahmen sie die Reparatur dieser Gegenstände und waren gleichzeitig wichtige Teilnehmer am Handel mit ihren Produkten. Dank ihnen gab es wenig Müll und die heutigen Probleme mit unseren Restabfällen waren nicht gegeben. Zu den Handwerkern gehörten auch Maler, die nicht nur Gemälde schufen, sondern auch Hilfsmalereien durchführten, wie zum Beispiel das Bemalen von Laden- oder Wappenschildern, von Kutschen, Schiffen, Häusern und sonstigen Objekten aller Art. Neben Handwerkern präsentierte Most Servicekräfte, die hauptsächlich mit dem Funktionieren zahlreicher Gastronomiebetriebe zu tun hatten, die sich in jedem Dorf und an den Straßen befanden. Zudem sind oft die Arbeitskräfte zu sehen, die den Transport von Waren oder auch Menschen übernahmen. Zu den Vertretern der Berufe, die in Mosts Werken zu sehen sind, gehören natürlich auch andere, wie solche , die vorwiegend in geistigen Berufen tätig sind. Während er in Schulen arbeitete, war er von Lehrern umgeben. Eines seiner Familienmitglieder war Pastor. In vielen der aufgenommenen Szenen zeigte Most Arbeiter verschiedener Fachrichtungen.
Das stolze Gesicht eines Schmieds

Auf dem Titelbild der vorherigen Episode sahen wir Most-Brüder in der Familienschmiede arbeiten. In dieser Episode wird eine Studie eines stehenden Schmieds gezeigt. Most machte die Zeichnung in Vorbereitung für das Gemälde Die Ankerschmiede von Bleichholm. (eine Insel an der Mündung der Dunzig in die Oder gegenüber dem Stettiner Vorort Unterwiek [Dolny Wik], auf der Leinwände traditionell gebleicht wurden, indem sie in der Sonne getrocknet wurden). Das 1829 gemalte Gemälde ist derzeit unbekannt. Ein junger Mann mit stolzem Gesichtsausdruck steht und stützt seine Hände auf einen Hammer, der an einem langen Stil befestigt ist. Eine Besonderheit seiner Kleidung ist eine knöchellange Lederschürze, die an der Taille mit einem schmalen Ledergürtel befestigt ist. Die Klappe, die die Brust bedeckt, hat an einem Ende einen angenähten Riemen. Der Riemen umgibt den Hals und ist am anderen Ende mit einer Schnalle an der Klappe befestigt. Dadurch kann in der Länge eine Anpassung vorgenommen werden. Die Schürze schützt das Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und langen Hosen. Der Schmied trägt pantoffelartige Schuhe ohne Absätze an den Füßen.
Der Metallurg

Während der Reise durch Schlesien im Spätsommer 1835 interessierten sich Most für die Arbeit von Schmieden und Metallurgen. Er besuchte Schmiedewerkstätten und Eisenhüttenwerke in Mallmitz [Małomice] und Ober Leschen [Leszno Górne] unweit von Sprottau. Zu dieser Zeit entstand eine Zeichnung, die einen Metallurgen zeigt. Der Mann scheint kein Interesse an einer näheren Bekanntschaft mit dem Maler zu haben. Er dreht den Kopf zur Seite und schaut Most an. Ein Ausdruck des Misstrauens ist auf seinem Gesicht erkennbar. Wie der pommersche Schmied trägt er eine lange, lederne Schürze, die mit einem Gürtel am Rücken befestigt ist. Diese Schürze überdeckt einen langen Arbeitskittel mit kurzen Ärmeln, unter dem man die Ärmel des Hemdes sehen kann. An seinen Beinen hat er flache Schuhe mit Kappen, die auf seine Zehen und Fersen beschränkt sind. Sein Kopf ist mit einem Hut mit einer nach oben gerichteten Krempe im Nacken und einer langen Krempe, die nach vorn gesenkt ist und seine Augen vor Feuer schützt, bedeckt. In der Hand hält er eine langstielige Pfeife.
Wandernde Handwerker

Eine Messerschleifmaschine ist auch unter Mosts Skizzen zu finden. Der Messerschleifer benutzte eine fahrbare Werkstatt, mit der er durch die Gegend wanderte und seine Ankunft mit einem lauten Schrei ankündigte. Er wartete auf Kunden in den Höfen von Mietshäusern oder Straßen. Er wurde von einem Jungen begleitet, der half und gleichzeitig seinen Beruf erlernte. Zeichnungen, die einen Schleifer und seine Werkstatt darstellen, wurden mit dem Gemälde “Knife Grinder” in Verbindung gebracht. Die Studie für diese Arbeit wurde von Prof. Kurt Dröge in der Nationalgalerie in Berlin gefunden. Die Lederschürze des Schleifers ist kurz und an der Taille gebunden. Sie bedeckt nur teilweise die Beine. Dem Schleifer schützt die lange Hosen darunter. Das Oberteil seiner Kleidung ist eine kurze Jacke mit einem kleinen Schlitz auf der Rückseite. Sein Kopf wird von einem Hut mit schmaler Krempe bedeckt. An seinen Füßen trägt er Lederschuhe mit breiten Kappen. Sein Assistent ist ähnlich gekleidet.
Geselliger Schuhmacher

Wir sehen eine Skizze einer Schuhmacherwerkstatt mit einem Schuster, der damit beschäftigt ist, Schuhe zu reparieren. Der Schuhmacher trägt ein hoch unter dem Hals befestigtes Hemd und eine lange Hose sowie Holzschuhe an den Beinen. Auf einer kurzen Schürze, die um seinen Hals hängt, legt er einen Schuh aus, den er repariert. Obwohl er in der Werkstatt sitzt, hat er seinen Kopf mit einer Schildmütze bedeckt. Mit einer runden Brille auf der Nase konzentriert er sich auf seine Arbeit. Auf einem zwei Jahre später gemaltem Bild in einer Schuhmacherwerkstatt sieht vieles ganz anders aus. Umgeben von seinen ehemaligen Soldaten sieht man den Schuhmacher in Siegeserinnerung aus Zeiten gemeinsamer Kriegserlebnisse schwelgen.
Schwieriges Konstruktionsproblem

Das Gemälde, das einen Tag im Leben des pommerschen Gasthauses dokumentiert, zeigt auf der rechten Seite einen Stellmacher, der in seiner Werkstatt sitzt. Ein älterer Mann fasst sich an den Kopf und schaut auf die zerbrochenen Speichen eines Wagenrades. Wie kann er das Rad wohl am besten reparieren? Dieses Rad wurde von einem Kutscher gebracht, der auf schnelle Hilfe hofft, damit er seine Reise fortsetzen kann. Der Handwerker trägt Kleidung in Brauntönen – eine beige Jacke, die auf einer zweireihigen, braunen Weste aufgetragen wird, und eine lange, dunkelgraue Hose, die mit einer an der Taille befestigten Schürze bedeckt ist. Unter dem Hals trägt er ein hellbraunes Tuch und auf dem Kopf eine weiche Ledermütze. An seinen Füßen sieht man helle Socken und braune Hausschuhe ohne Absätze.
Ein besorgter Kutscher

Schwierige Wege führten durch Pommern. Während der Fahrt zerbrachen drei der elf Holzspeichen eines Wagenrades. Der Kutscher erreichte sicher nur schwierig das Gasthaus, in dem sich die Stellmacherwerkstatt befand. Er brachte das kaputte Rad und bat um Hilfe. Sein Reisekleidung besteht aus einem dunkelblauen Mantel, der bis zu den Knien reicht und mit weit genähten Ärmeln versehen ist. Er hat eine dunkelbraune Hose an, die in schwarzen Lederstiefeln steckt. Um seinen Hals hat er ein rotes Tuch gebunden und auf seinem Kopf hat er einen braunen zylinderförmigen Hut mit einer schmalen Krempe auf, die mit einem schwarzen Band garniert ist.
Verhandlungen bei Bezahlung der Rechnung

Der Stettiner Hofmaler Theodor Gerhard kaufte ein Gemälde seines Kollegen und kopierte es geschickt. Dadurch wissen wir, wie Most’s Arbeit aussah, von der nur einzelne Skizzen erhalten geblieben sind. Der Blick des Betrachters von diesem Bild wird auf die Figur eines Kutschers gelenkt, der gerade die Rechnung für eine Mahlzeit bezahlt, die während eines Zwischenstopps gegessen wurde. Die Ähnlichkeit in der Kleidung mit dem Kutscher aus dem gerade besprochenen Bild besteht darin, dass beide einen annähernd gleich gefärbten Kittel und ein rotes Tuch um den Hals tragen. Der Fuhrmann auf diesem Gerhardt-Bild trägt braune Hosen und enge Gamaschen, die an der Seite mit einer Reihe von Knöpfen befestigt sind. Sein Hut ist allerdings stark abweichend von dem des Kutschers auf dem vorherigen Bild. Im Unterschied zum gediegenem Zylinder sieht man bei ihm einen flachen Hut mit breiter, phantasievoll gebogener Krempe. Neben ihm steht ein Kellner mit grünem Hemd und brauner, zweireihiger Weste, die mit großen Metallknöpfen besetzt ist. Auffallend sind seine kurzen Hosen. Auf dem Kopf trägt er eine gestrickte Mütze mit dekorativem Randband.
Fröhlicher Gastwirt

Most erinnerte bei einer Weinprobe an einen alten Schluckspecht. Ein Mann mit einem vernachlässigten Gesicht eines Alkoholliebhabers, der mit Freude in den Augen auf einem Hocker sitzt, schaut auf den Wein, den er in einem hoch erhabenen Becher gegen das Licht hält. Er trägt ein graues Hemd mit einem schwarzen Tuch unter dem Hals, eine schwarze Weste, der ein paar Knöpfe fehlen, und eine alte, dunkelblaue Jacke. Seine Hose ist mit einer dunklen, ausgegrauten Schürze bedeckt.
Anstrengende Arbeit der Steinmetze

Ludwig Most fertigte eine Reihe von Lithographien an, die die vorbereitenden Arbeiten an einem Granitfindling für die Herstellung zu einer riesigen Steinvase zeigten, die noch heute den Lustgarten vor dem Alten Museum in Berlin schmückt. Der betreffende Findling wurde infolge der Eiszeit von Skandinavien bis in die Rauenschen Berge bei Fürstenwalde bewegt und war als Markgrafenstein eine touristische Besonderheit. Die erste Aufgabe bestand darin, den Felsbrocken zu spalten, um das Material zu erhalten, das für die Herstellung einer flachen Schüssel benötigt wird. Most zeigte Steinmetze mit schweren Hämmern, die Keile entlang der Steinspaltlinie trieben. Sie sind in dicke Hosen und Jacken gekleidet, die an der Taille gegürtet sind, damit sie die Bewegung nicht behindern. Flache Schildmützen sind ihre typische Kopfbedeckung.
Erfahrener Maler

Die Figur des Malers, der vor dem pommerschen Gasthaus sich mit seinen Kollegen unterhält, ist wohl mit dem Wunsch verbunden, an gemeinsame Ausflüge mit diesen zu erinnern. Der Maler mittleren Alters wurde in einem knielangen Mantel mit zweireihiger Beknöpfung dargestellt. Außerdem trägt er eine lange Hose, die über den Schuhen knittert. Seinen Kopf bedeckt ein zylinderförmiger Hut mit einer gewellten Krempe. Er trägt Malutensilien in einem flachen Rucksack, hält ein großes Skizzenbuch in der Hand und benutzt einen Gehstock, der auch als Klapphocker zum Ausruhen dient.
Junger Meister der Malerei

Ein junger Maler, der mit dem gleichen Ereignis verbunden ist, trägt anstelle eines Mantels einen legären Kittel, der an der Taille gebunden ist, und eine Ballonmütze, wie sie auch heute noch bekannt ist. Auch seine Hose, die gut zur Figur passt, könnte ebenso gut in heutiger Zeit getragen werden. Wahrscheinlich versteckte er sein kleines Skizzenbuch in einem Rucksack, denn beide Hände ruhen auf einem Klapphocker.
Pädagoge mit Weitblick

Most porträtierte seinen Kollegen, den herausragenden Mathematiker Hermann Grassmann, am Marienstiftgymnasium während des Schreibens. Der Lehrer löste sich für einen Moment davon, auf ein Stück Papier zu blicken. Er schaut nach vorn, als ob eine Lösung für ein mathematisches Problem in seinen Gedanken keimt. Er ist elegant gekleidet, in einem weißen Hemd und einem dunklen Anzug – einer zweireihigen Weste und einem Frack. Unter dem Hals hat er eine dunkle Fliege. In seiner Hand hält er eine Gänsefeder, und der andere Arm ruht auf der Tischplatte, auf der er mehrere fette Bände in Leder mit vergoldeten Inschriften auf der Rückseite gesammelt hat. Auf der linken Seite, hinter seinem Rücken, befinden sich Messgeräte.
Pastor am Sakrament der Taufe

Familienmitglieder von Ludwig Most lebten auf dem Land in der Nähe von Pyritz [Pyrzyce]. Most beschloss während einer der Familienfeiern, der Taufe eines Nachkommen, auf der sich viele Mitglieder der Familie in der Kirche versammelten, und unter ihnen war auch ein Pastor, dieser Zeremonie zu gedenken, indem er ein Genrebild und gleichzeitig ein kollektives Porträt der Familie malte. Eine der Versionen wurde 1868 erstellt. In diesem Gemälde trägt der Priester ein schwarzes Gewand mit sehr breiten Ärmeln und die weiße Halsbinde (Beffchen) der protestantischen Priester. Er bedeckte seinen Kopf mit einem schwarzen, runden, flachen Barett. Nach einer anderen Version aus dem Jahr 1871 trug der Priester eine helle Perücke auf dem Kopf.
Die Darstellung lässt vermuten, dass im Pyritzer Gebiet die betreffende Taufe ausgeführt wurde. Das ist nicht korrekt, da die Taufe in Lüdershagen unweit von Stralsund stattfand. Hierzu sind weiterreichende Aussagen im Expeditionsbericht LXXI bzw. im neu gestalteten Peter-Paul-Most-Katalog des Ludwig Most, Bremervörde, vom vom 06.11.2014 zu finden.
Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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