Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
Mit 23 Jahren zieht Ludwig Most, zuvor Lehrling an der Berliner Akademie der Künste, nach Dresden. Er möchte arbeiten und seine künstlerische Technik verbessern. Wir folgen ihm zusammen mit Dr. Ewa Gwiazdowska in den folgenden Geschichten. Wie sich herausstellt, lässt die Leidenschaft des Malers für das Wandern überhaupt nicht nach. Diesmal reist er durch die Berge südlich der Stadt und entlang der Elbe in die im neunzehnten Jahrhundert modische und populäre Sächsische Schweiz (auch Elbsandsteingebirge benannt), die ihren Namen dem Porträtisten Anton Graff (1736–1813) und dem Landschaftsmaler Adrian Zingg (1734–1816) verdankt. Er wanderte meistens auf den modischen Spuren berühmter Vorgänger. Er skizzierte vieles, darunter das ungewöhnliche Gesteinsensemble im Uttewalder Grund, das zuvor von dem in Dresden lebenden Meister und pommerschen Romantiker Caspar David Friedrich auf Papier verewigt worden war. Haben sie sich jemals getroffen? [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska Über die Eroberung Dresdens 1.
EXPEDITION XIII
Neue Wohnung
Nach seinem Abschluss an der Akademie der Künste in Berlin ging Ludwig Most an der Wende 1830 zu 1831 nach Dresden. Er wollte dort arbeiten. Er plante auch seine Fähigkeiten zu verbessern, indem er die Gemälde von Meistern in der von den sächsischen Kurfürsten gesammelten Gemäldegalerie studierte. Er lebte jenseits der Elbe, fast auf dem Land, im Vorort Loschwitz am Fuße der Weinberge. Sein Skizzenbuch von diesem Aufenthalt ist nicht erhalten. Die Ziele von Mosts Exkursionen sind aus der Beschreibung dieses Skizzenbuchs bekannt, das 1940 von einem Museologen angefertigt wurde. Das Dokument befindet sich derzeit im Staatsarchiv in Stettin.
Felsige Schluchten
Eine Wohnung in Dresden war ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in das Sandsteingebirge südlich der Stadt, das vom Elbfluss durchquert wird. Dieses Gebiet, das Elbsandsteingebirge genannt wird, wurde im achtzehnten Jahrhundert von Künstlern entdeckt. Zwei von ihnen, der Porträtist Anton Graff (1736–1813) und der Landschaftsmaler Adrian Zingg (1734–1816), nannten diese malerischen Sandsteinfelsen Sächsische Schweiz. Im neunzehnten Jahrhundert wurden diese Berge populär und modisch. Das einzige Landschaftsbild von Mosts Exkursionen im Dresdner Raum, das auf einer dokumentarischen Fotografie erhalten geblieben ist, zeigt eine charakteristische Felsenschlucht, die sich zur Elbe hin öffnet.
Besuch im Park des sächsischen Thronfolgers
Nachdem er sich in der Residenzstadt der Wettiner, der in Sachsen herrschenden Königsfamilie, niedergelassen hatte, versäumte es Most nicht, die Sommerresidenz in Wachwitz zu besuchen. Es war ein beliebtes Ausflugsziel der Dresdner. Die Residenz wurde 1824 vom Thronfolger Friedrich August gegründet, der in dem nahegelegenen Ort Niederpoyritz lebte. Most untersuchte und skizzierte das Schloss und vielleicht auch den riesigen Park an den Hängen der Weinberge und andere darin “verstreute” Gebäude zwischen März und Dezember 1831.
Ausflug nach Leipzig
Im Mai 1831 reiste Most in Richtung Nordwest nach Leipzig. Er erreichte die Stadt Wurzen, die bereits in der Nähe von Leipzig lag. Dort gab es nicht nur mehrere historische lutherische Kirchen und eine Burg zu sehen. Bis heute gibt es Spuren polnisch-sächsischer dynastischer Beziehungen. Dazu gehören das Posttor von 1734 mit den Wappen Polens und Sachsens, der Entfernungsmast der polnisch-sächsischen Post von 1724 mit den Wappen Polens und Sachsens und vielleicht auch die katholische Herz-Jesu-Kirche. Die Aufmerksamkeit des Künstlers erregte aber auch ein alter Baum, den er am 11. Mai 1831 skizzierte.
Geheimnisvolles Felsentor
In den Monaten Mai bis August 1832 durchquerte Most auf den Spuren seiner berühmten Vorgänger die Sächsische Schweiz. Er skizzierte unter anderem die ungewöhnliche Anordnung von Felsen im Uttewalder Grund, die vor ihm vom herausragenden pommerschen Romantiker, Caspar David Friedrich, besucht und populär gemacht wurden. Friedrich, ein Landsmann von Most, wurde 1774 in Greifswald geboren. 1798 ließ er sich in Dresden nieder und wirkte dort bis zu seinem Lebensende 1840.
Charmantes Resort
Ein weiteres Ziel für Mosts Sommerreise im Jahr 1832 war das kleine, aber fein gelegene Bergbad Rathen. Die Fachwerkhäuser dieser Stadt, die am Ufer der Elbe erbaut wurden und im grünen Gürtel sanfter Weinhügel verstreut sind, kontrastierten mit den dahinter aufragenden Felswänden. Für den Künstler war dieser Bereich ein Motiv, das kreative Aufmerksamkeit verdiente.
Der Mensch unterwirft die Natur
Unweit von Rathen musste Most unbedingt ein ungewöhnliche Bauwerk in der Bastei-Felsgruppe besichtigen und die Aussicht von ihm geniesen. Es war einer der beliebtesten Orte in der Sächsischen Schweiz. 1832 war allerdings an der gleichen Stelle des oben abgebildeten und noch heute bestehenden steinernen Brückenbauwerkes eine hölzerne Brückenkonstruktion, die nicht minder attraktiv gestaltet war. Sie verband hoch in der Luft mehrere vertikale Sandsteinfelsen. Vom Ende dieser Brücke hatte man einen weiten und schönen Blick auf das umliegende Elbgebiet mit seinen schroffen Felsentischen.
Adlerhorst
Rathen war nicht weit entfernt von dem anderen malerischen Ort Hohnstein. Hier befand sich eine Verteidigungsburg, die auf einem Felsen gebaut wurde und die mit einem Adlerhorst vergleichbar war. Dieses Denkmal der Vergangenheit weckte auch das Interesse und die Bewunderung von Touristen und Künstlern. Most bewunderte und zeichnete das Schloss im Sommer 1832.
Auf dem Weg zur Wohnung hinter der Elbe
Most ging gern zu Fuß. Zurück aus dem Zentrum Dresdens in seine Wohnung in Loschwitz überquerte er wahrscheinlich oft die Elbe mit der Fähre aus einem Vorort namens Blasewitz, der auf einer ehemaligen Wiese gebaut wurde. 1883 wurde an der Kreuzungsstelle eine Fachwerkbrücke namens Blaues Wunder errichtet. Auf dem Heimweg hatte Most die Gelegenheit, wie einst in Stettin, das geschäftige Leben auf dem Fluss zu beobachten. Am 30. August 1832 skizzierte er Schiffe, die auf der Elbe fuhren.
In der nächsten Folge erfahren wir, wohin Most sonst noch von Dresden ging und was er gesehen hat.
Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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