Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most, Günter Müller, Bremervörde, Erfurt (Germany)
Anscheinend beeindruckten die Sitze der königlichen Familien Ludwig Most, denn in den Opo-Nachrichten von Dr. Ewa Gwiazdowska ist oft erkennbar, dass bei den Wanderungen des Malers solche Orte als Ziel der Expedition gewählt wurden. War der Maler an einem solchen Ort, wo es eine Residenz, einen Palast, eine Burg (sogar Ruinen) gab, so können wir sicher sein, dass Ludwig Most dort alles sorgfältig inspizierte und Skizzen anfertigte, eine Art Dokumentation des Ortes. Zeichnungen, wie Fotos heute, wurden als Ausgangsmaterial verwendet, um Bilder zu schaffen. Und noch etwas. Als ich die heutige Episode las, war ich überrascht von den Informationen, die durch faktische Beweise gestützt wurden – sichtbar in einem seiner Gemälde -, nämlich, dass Kegeln in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ein modischer Zeitvertreib war. Wirst du es glauben?! [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska Most “ein besonderer Tourist”
EXPEDITION XV
Residenzschloss Weesenstein
Im April 1832 beschloss Ludwig Most, die Residenz der sächsischen Könige in Weesenstein zu besuchen. Er machte eine weitere Reise zu hinterlassenen Spuren der Herrscher. Der Palast und der Garten waren an der Wende des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts bei Touristen sehr beliebt. Die malerische Lage des Gebäudes auf einem hohen Felsen, die Pracht des Komplexes, schöne Gärten, die zum Spazierengehen einladen, wurden bewundert. Im Mittelalter stand hier eine befestigte Burg der kaiserlichen Grafschaft Dohna. Bereits 1406 wurde sie vom einflussreichen sächsischen Adel der Familie von Bünau übernommen. 1772 erwarb die adelig-bürgerliche Familie von Uckermann die Anlage. Most sah den Palast, kurz nachdem er zur königlichen Residenz wurde. 1830 wurde das Schloss von König Anton von Sachsen gekauft, um hier eine Vorzeigeresidenz der Wettiner zu schaffen.
Auf Spurensuche sächsischer Geschichte
Ende April ging Ludwig Most zu Fuß durch Niederpoyritz zum Helfenberger Grund. Er beschloss, die romantischen Ruinen einer Steinfestung zu besichtigen, die in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts errichtet wurde. Die Burg Helfenberg bewachte die Territorien der ehemaligen Herrscher Sachsens. Es war der Sitz der königlichen Vasallen, Markgrafen von Haugwitz und später der Familie von Schaf. Das Gebäude wurde um 1700 als selten bewohnt erwähnt. Allmählich, im achtzehnten Jahrhundert, verfiel die Burg. Bereits 1775 wurde sie als Baustoffquelle behandelt. Most zogen die Ruinen am 29. April 1832 an. Auf dem Weg dorthin waren Bauernhäuser zu sehen, wie er sie auch noch in Loschwitz vorfand und die in seinem Skizzenbuch festgehalten wurden.
Dresden unbekannt
1833, bevor er Dresden endgültig verließ, wanderte Ludwig Most auf der Suche nach interessanten Motiven durch die Stadt. Unter anderem skizzierte er den Rohrteich, der sich direkt außerhalb der Befestigungsanlagen unmittelbar vor der Altstadt befand. Dieser Teich, auch Jüdenteich genannt, wurde um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts trockengelegt. Dort wurde der Georgplatz geschaffen, an dem sich auch die auf dem Deckblatt abgebildete Kreuzschule, ein neugotischer Profanbau von 1866, befand. Die Schule diente auch als Internat des Dresdener Kreuzchores. Leider wurden im Februar 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, während der alliierten Luftangriffe, das historischen Gebäude zerstört und 1950 komplett abgerissen.
Dresdner Flaneur
1833 streifte Ludwig Most wieder voller nostalgischer Stimmung durch die Straßen und Plätze Dresdens. In der Neustadt skizzierte er einen Schlachthof. Er zeichnete den Neuen Marktplatz. Mehrfach dokumentierte er das Vorkommen alter Bauernhäuschen, die noch im Stadtteil Loschwitz standen. Eines davon, ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Fachgiebel und mehreren wirtschaftlichen Anbauten, wurde am 20. September 1833 gezeichnet.
Entspannung außerhalb der Stadt
1834 malte Ludwig Most nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Stettin ein Gemälde, in dem sich eine Gruppe von Menschen vor einem Gasthaus am Stadtrand von Dresden ausruhte. Wahrscheinlich ist es eine Familie, die nach einem Spaziergang durch die Weinhügel, die Schönheit der Landschaft für eine Weile bewundern und Kraft tanken möchte, bevor sie nach Hause zurückkehrt. Sie sitzen an einem Tisch in einem Pavillon, der mit Weinreben umflochten ist. Hinter ihnen, durch die offene Tür, können Sie das Innere der Kegelbahn sehen. Der erste Besitzer des Gemäldes war Julius Meister der Jüngere aus Stettin, der es für 300 Taler kaufte. Im Jahr 1937 gehörte das Gemälde dem Kapitän der Korvette, Herrn Ritschl, der in Stolp lebte.
Wertvolles Archiv
Auf der Farbwiedergabe des Gemäldes von Ludwig Most ist es schwierig, die Details des Hintergrunds zu erkennen. Nur dank eines guten Archivfotos, das vor dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen wurde, wissen wir, dass sich hinter der offenen Tür, die vom Pavillon zum Inneren des Gasthauses führt, eine Kegelbahn befindet. An der Tür stehen mehrere Männer. Sie beobachten, jeder in einer anderen Pose, einen Mann, der gerade eine Kugel wirft.
Kegel – Mode
Kegeln war und ist eine der beliebtesten bürgerlichen Freizeitbeschäftigungen in deutschen Ländern. Es wurde ursprünglich im Freien und beginnend ab ca.1800 in überdachten Kegelbahnen gespielt, die speziell außerhalb der Stadt gebaut wurden. Ludwig Most präsentierte eine Kegelbahn, die im Gasthof geöffnet ist und auch für Wanderer zugänglich ist, die sich nach einem Spaziergang an den Elbhügeln ausruhten. Vor der Kegelbahn, deren Eingang sich hinter dem Pavillionanbau befindet, versammeln sich begeisterte Spieler. Einer von ihnen versucht, eine Kugel zu werfen, um so viele Kegel wie möglich (“alle neune”-deutsche Redensart) zu schlagen. Aktuell ist dieser Spaß in Stettin wieder in Mode gekommen, sodass man hier Geschicklichkeit und Glück ausprobieren kann.
Das Gemälde des Sächsischen Gasthauses ist so detailreich, dass es möglich sein könnte, wieder dorthin zurückzukehren. In den Skizzenbüchern gibt es ein paar Zeichnungen, die es wert sind, mit diesem Bild kombiniert zu werden, und vielleicht wurden sie in seiner Malerei verwendet.
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