Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most, Günter Müller, Bremervörde, Erfurt (Germany)
In der heutigen Folge nimmt Dr. Ewa Gwiazdowska die Helden der Gemälde Ludwig Mosts unter die Lupe. Viele Überraschungen warten auf uns. Der “verzauberte Pinsel” des Künstlers zeigt die Silhouetten von Mitgliedern der Most – Familie. Wen treffen wir? Die wichtigsten Mitglieder – von Mutter und Vater bis Frau und Sohn! So werden die Nächsten zu Vorbildern des Malers und seiner Genregeschichten. Also lasst sie uns kennenlernen!
Dr. Ewa Gwiazdowska Über die Eroberung Dresdens 4
EXPEDITION XVI
Mysteriöse Titel

Wir kehren zu dem Gasthaus zurück, das wir vor einer Woche verlassen haben. Dieses Gemälde von Ludwig Most aus dem Jahr 1834 ist unter zwei Titeln bekannt: Sächsisches Gasthaus mit Kegelbahn und Sonntagsausflug in die Gartenschenke. Beide sind jedoch oberflächlich. Um den wahren Inhalt des Gemäldes kennenzulernen, die Umstände, die es initiiert haben, lohnt es sich, auf die früheren Werke von Most zurückzugreifen und einige der Motive zu betrachten.
Das Rätsel der Traubenverkäuferin

Fast in der Mitte der Szene in der Laube wurde eine junge Frau mit einer roten Haube über einem weißen Kopftuch dargestellt. Die Frau wendet sich an eine Besucherin, die mit einem breitflügeligen Hut am Tisch sitzt. Sie zeigt ihr reife Trauben, indem sie diese aus dem Korb auf den Tisch fallen lässt. Die Gesichtszüge dieser Frau und ihres Kopfschmucks sind dem Porträt von Mosts Frau, das in dem Gemälde “Die Erwartung des Vaters” verewigt wurde, sehr ähnlich. Ich glaube, es war seine Frau, die von Most als Model für die Form einerTraubenverkäuferin “angeheuert” wurde.
Herzliche Gefühle

Auf der rechten Seite des Tisches sitzt in der Laube eine Frau mit einem charakteristischen Kopfschmuck. Unter ihrer Mütze sieht man einen gerafften, weißen, seidenen Umhang, der ihr Gesicht umgibt. Die Frau füttert ein kleines Kind – sie neigt einen Teller, aus dem der Junge etwas Leckeres trinkt. Ist dieser Kopf nicht dem Kopf der Mutter von Ludwig Most sehr ähnlich, der einige Jahre zuvor, 1829, gemalt wurde? Nur eine Großmutter kann mit solcher Freude auf ihren Enkel schauen, der mit Appetit isst. Und es ist wahrscheinlich der zweijährige Hermann, der älteste Sohn von Ludwig Most.
Eine andere Version des Vaters

Auf der linken Seite der Laube sitzt ein älterer Mann an dem Tisch und zieht genüsslich den Tabaksdampf aus einer holländischen Tonpfeife. In der linken Hand hält er einen Becher. Seine Gesichtszüge, seine Frisur und seine flache Kappe erinnern sehr an die eines älteren Mannes, der auf dem 1847 gemalten Gemälde Opas Geburtstag abgebildet ist. Dieser Tabakliebhaber kann also der Vater des Malers sein, ein weiteres Mitglied seiner Familie.
Neugieriger Junge

In Skizzenbüchern finden Sie auch einzelne Zeichnungen mit Motiven, die denen ähneln, die im Bild mit der Laube zu finden sind. Der mit dem Rücken zu uns an der Tischecke auf einem Stuhl kniende Junge, ähnelt der Pose eines Jungen, die Most zuvor in einem Skizzenbuch gezeichnet hatte, das in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aufbewahrt wurde. Der Junge lehnt sich an die Tischplatte und beugt sich nach vorn, um genau die Trauben zu sehen, die von der Verkäuferin vorgezeigt werden. Und vielleicht befriedigt jemand seine Neugier und verwöhnt ihn mit süßen Früchten.
Weinrebe

Most skizzierte mehrmals dekorative Weintriebe und einzelne Blätter. Eine dieser Zeichnungen aus dem Sommer 1833 diente wahrscheinlich als vorbereitende Skizze für die Schmückung der Laube mit Weinranken. Sie winden sich um eine Stütze, die das Laubendach mit trägt und die hinter dem Rücken der Traubenverkäuferin zu sehen ist. Die Skizze kann durchaus als Vorlage für dieses Motiv im Gemälde angesehen werden.
Mosts Modelle

Die sorgfältige Beobachtung des Gemäldes half, sein Geheimnis zu entdecken. Ludwig Most zeigte hier Mitglieder seiner eigenen Familie. Sicherlich malte er nicht vor Ort die Familie, die in der Laube des sächsischen Gasthauses weilte und sich dort verköstigte. Das Gemälde entstand nach der Rückkehr des Künstlers nach Stettin. Es war vielleicht eine sentimentale Erinnerung an die Zeit im Raum Dresden. Most wählte oft Familienmitglieder als Modelle seiner Gemälde. Es war einfacher und billiger, und gleichzeitig sorgte es dafür, dass die gemalten Menschen lange Zeit im Gedächtnis der Nachwelt blieben. Das hier beschriebene Gemälde bestätigt diese Werkstattpraxis von Most.
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