Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most, Günter Müller, Bremervörde, Erfurt (Germany)
Das Leitmotiv der XXI. Episode von Ewa Gwiazdowskas Opo-news sind Beschreibungen der von Ludwig Most dargestellten Charaktere, die er auf seinen Reisen in Böhmen kennenlernte. Wie toll sie zu lesen sind! Es ist nicht nur eine getreue Wiedergabe dessen, was wir im Bild sehen können. Dank des Autors erwachen die Helden der Gemälde zum Leben. Woran denkt die junge Fanny Beer? Wen schaut Martin Richter kokett an? Was ist die Trauer einer Frau, die rechts sitzt? All das erfahren wir in diesem Teil. [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska Most “ein besonderer Tourist”
Böhmen Was Sie wissen sollten 3
EXPEDITION XXI
Schönheit aus dem Egerland

Ein schönes, raffiniertes Porträt einer jungen sechzehnjährigen Frau aus der Nähe von Eger, das Most während seines Aufenthalts in Westböhmen im Jahre 1851 malte, ist auf dem Bild zu sehen. Ursprünglich wurde diese Studie von Eckhardt Wendt, einem Freund von Mosts Familiennachfahren, mit einem Gemälde in Verbindung gebracht, das die Vorbereitungen für Fronleichnam darstellt. Auf diesem Bild erscheint Fanny Beer jedoch nicht. Vielleicht wurde das Porträt anlässlich der Arbeit an diesem Gemälde erstellt, und dann wurde es nicht verwendet. Das Mädchen präsentiert eine reichhaltige, für die Region typische Sommerkleidung einer jungen Frau. Sie trägt einen schürzenförmigen Überrock im amaranten Farbton und darunter noch einen Doppelrock, einen äußeren blaugrauen und einen scharlachroten. Am Oberkörper sieht man ein schwarzes Mieder mit Ausschnitt, das mit einem dekorativen Band besetzt ist, auf einem weißen Hemd mit kurzen Puffärmeln. Darüber und um den Hals hat sie noch einen roten Schal mit Blumenmuster gebunden. Ein um die Haarpracht gebundener roter Schal ist ein weiteres Verschönungselement. Ihre Beinen werden von weißen Strümpfen und flachen schwarzen Schuhen bedeckt. Fanny schaut wehmütig jemand an, der auf dem Porträt unsichtbar ist, und hält einen Steingutkrug in der Hand. Der Krug ist ein wichtiges symbolisches Motiv des Porträts. Wir erinnern uns an die Bedeutung der zerbrochenen Kruges. Wenn er also von einer jungen Egerländerin getragen wird, bedeutet dies, dass sie bereits in dem Alter ist, in dem ein zukünftiger Ehemann gesucht wird. So wird ihr Blick verständlich. Hier lernte sie einen Mann kennen, den sie mochte.
… und zeitgenössisch

https://i.pinimg.com/originals/ab/95/4c/ab954c62c1c68f8bbe62475a5fa190c0.jpg – dostęp 3.02.2020
Die regionale Tracht der modernen Tschechin aus der Gegend von Cheb [Eger] sieht der alten recht ähnlich, ist aber weniger reich, einfacher und leichter. Die Frau trägt einen kurzen, roten Rock, der die Knie bedeckt und am unteren Rand mit drei gelben Bändern verziert wird. Über dem Rock wird eine kürzere, gelbe Schürze mit feinem Blumenmuster, die mit weißer Spitze besetzt ist, getragen. Wie die Fanny Beer, hat sie ein mit roten Blumen besticktes schwarzes Mieder an, das über einem weißen Hemd mit kurzen Puffärmeln getragen wird. Die Enden der Puffärmel und der Halsausschnitt werden noch von einem roten Zierband geschmückt. Auf ihrem Kopf ist ein rot-weißer Kranz zu sehen. Die weißen Strümpfen und die schwarzen Schuhe waren in ähnlicher Form ebenfalls bei Fanny Beer zu sehen.
Der ältere Herr

Das Porträt des 62-jährigen Martin Richter malte Most an einem der Lieblingsorte, die er für seine Modelle hatte, nämlich im Gasthaus. Diesmal war es ein Gasthaus in Auschowitz bei Marienbad, das der Künstler am sechsten August 1851 besuchte. Richter ist überwiegend dunkel gekleidet – man sieht eine schwarz-blaue Weste auf weißem Hemd mit tief genähten Ärmeln und schmaler Manschette, eine enge graue Hose und schwarze Lederstiefel. Auf dem Kopf hat er einen schwarzen Zylinder. Es ist wahrscheinlich Sonntag und der Mann genießt ein Bier. Ein großer, grau-brauner Steinzeugkrug ruhte auf dem Knie und mit der Geste seiner linken Hand gibt er wahrscheinlich der Kellnerin ein Zeichen. Sein fröhlicher, koketter Gesichtsausdruck zeigt das ebenfalls. Neben dem Porträt der ganzen Figur malte Most eine Studie von Richters Kopf. Der Mann hat graue Haare, die auf den Nacken fallen. Das Gesicht wurde auch im Profil nach rechts gezeigt, aber mit einem anderen Ausdruck. Der Mann lacht nicht, sondern lächelt leicht und schaut mehr nach oben. Man hat den Eindruck, er schaut mit einer gewissen Sehnsucht und gleichzeitig schüchtern auf die Person, die vor ihm steht. Könnte es sein, dass er die Frau, die auf der Komposition unsichtbar war, so sehr mochte, dass er ihr gegenüber Avancen machte? Aber Fanny und Martin sind wohl ein “ungleiches Paar”.
Junifest – Fronleichnam

Diesmal präsentierte Most eine Szene im Zusammenhang mit der Feier eines der wichtigsten kirchlichen Feiertage – Fronleichnam. Alle Bewohner der Pfarrei nehmen an ihrer Vorbereitung und ihren Feierlichkeiten teil. Es war notwendig, dem Dorf ein festliches Aussehen zu verleihen, indem Häuser geschmückt und Altäre auf dem Weg der Prozession gebaut wurden. Most zeigte die Dekoration eines großen Hauses, an dessen Wand ein Altar montiert ist. Ein junger Mann, der auf einer Leiter steht, bereitet den Hintergrund des Altars vor. Ein anderer hilft ihm, indem er Elemente zur Dekoration übergibt. Ein kleiner Junge klettert die Leiter hinauf, der auch an der Arbeit teilnehmen will. Im Vordergrund auf der rechten Seite steht der Hauptteil des Altars und der Leuchter. Links und in der Tiefe begleitet eine Gruppe von Menschen die Arbeit. Einer der stehenden Männer leitet die Montage des Altars. Im Hintergrund kann man ländliche Wohn- und Bauernhäuser sehen. An der Seitenwand eines der Schuppen hängt ein Kruzifix. Über den Dächern erhebt sich das Dach des Kirchenschiffs mit der Spitze des Turmes. Die Sonne geht langsam unter. Über dem Horizont sind die Wolken noch rosa gefärbt, aber hoch über den Dächern des Dorfes verdunkelt sich allmählich der Himmel.
Angst vor dem Warten

Die Studie einer reifen Frau in regionaler Tracht, die am 27. Juli 1840 im Ferienort Franzensbad angefertigt wurde, ist ein wertvolles Bild für den Forscher von Mosts Werk. Das gilt besonders im Vergleich mit der Studie zum Gemälde “Bauern aus der Nähe von Eger schmücken das Haus für Fronleichnam”. Die Frau aus der figuralen Studie ist fast identisch mit der auf der linken Seite der Studie zum Gemälde. Sie sitzt seitlich nach rechts, schaut nach vorne und faltet ihre Hände auf dem Schoß. Sie ist ganz dunkel gekleidet. Selbst mit ihrem Kopfschmuck, einem Schal mit einem feinem Buntmuster, der von der Oberseite des Kopfes nach hinten fließt, wird das dunkle Gesamtbild nur wenig beeinflusst. Die beiden Kompositionen sind jedoch durch elf Jahre getrennt. So bestätigt das Porträt der Frau, dass Most jede Gelegenheit zum Malen nutzte und fleißig Materialien für zukünftige Gemälde sammelte, wo immer er war. Er konnte sie Jahre später verwenden, ohne Zeit mit der Suche nach einem Modell zu verschwenden. Auffallend ist, dass der Ausdruck auf dem Gesicht der Frau in Verbindung mit ihrem Äußeren darauf hindeutet, dass sie eine tragische Situation erlebt hat. Vielleicht ist sie eine Witwe? Und sie nimmt an einem freudigen Ereignis teil, den Vorbereitungen für das Fronleichnamsfest. Es passt nicht ganz zur Situation. Könnte es sein, dass Most, indem er sie in den Vordergrund stellte, etwas Besonderes sagen wollte? Wir werden es nicht mehr wissen.
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