Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
Die malerische Schönheit der Stadt und des Schlosses Hohnstein, die sich in der Sächsischen Schweiz (der deutsche Teil des Elbgebirges, der sich an beiden Elbufern südöstlich von Dresden erstreckt) befinden, sind auch Gegenstand der Geschichte von Dr. Ewa Gwiazdowska. Viele Landschaftsmaler präsentierten die malerische Schönheit dieser Gebiete. Wir finden sie in Skizzen und Zeichnungen, in Grafiken und Gemälden. Die künstlerische Vielfalt des Blicks auf denselben Ort ist erstaunlich. Und das ist sehr interessant, und dank der Neugier von Dr. Ewa Gwiazdowska haben wir eine einzigartige Gelegenheit, uns selbst davon zu überzeugen. [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska, Most “ein besonderer Tourist”
In und um Dresden: Hohnstein
EXPEDITION XXVII
Das Eingangstor wie eine Zeitmaschine

Das Tor zur Burg Hohnstein führt uns plötzlich aus der Gegenwart in die Vergangenheit. Und dieser Ausflug lohnt sich, denn die Stadt und die Burg Hohnstein sind ein geschätztes Urlaubsgebiet. Ihre malerische Lage am Rande des Nationalparks Sächsische Schweiz, umgeben von Felsen und Wäldern, ist Touristen seit über 250 Jahren bekannt. Ludwig Most besuchte das Gebiet im August 1832. Obwohl seine Zeichnungen nicht erhalten sind, gibt es von vielen Künstlern Bilder, die diese romantische Umgebung malten oder zeichneten.
Eine Burg, die in den Felsen “verwurzelt” ist

Adrian Zingg, Hohnstein, 1766, Federzeichnung, Tusche, Sepia, abgedruckt in: Frank Richter, Der historische Malerweg. Die Entdeckung der Sächsischen Schweiz im 18./19. Jahrhundert Dresden 2006, S. 49
Die Burg wurde 1333 unter dem Namen Burg Hohnstein urkundlich erwähnt. Ihr Name – eine Verteidigungsburg auf einem hohen Felsen – beschrieb genau den Standort des Gebäudes. Adrian Zingg (1734–1816), ein Schweizer Landschaftsmaler, der als “Entdecker” der Sächsischen Schweiz gilt, stellte diesen romantischen Ort des Schlosses 1766 mit besonderer Ausstrahlung dar.
Eine Stadt versteckt in den Wäldern

Informationen über den Ort erscheinen in historischen Quellen um 1444. 1724 brannte ein großer Teil des Dorfes bei einem großen Brand nieder. Seine Rekonstruktion wurde jedoch schnell in Angriff genommen, dank derer es bis heute sein historisches Aussehen bewahrt hat. In den Jahren 1724-1728 wurde eine barocke Kirche nach dem Entwurf von George Bähr (1666-1738) errichtet. Er war der Architekt, der später die berühmte Frauenkirche in Dresden baute. Johann Philipp Veith (1768–1837), ein deutscher Landschaftsmaler, ein Schüler von Zingg, zeigte Hohnstein panoramisch als einen kleinen Ort, der hoch am Hang eines Hügels liegt, auf dem sich eine große Burg erhebt. Der Hügel ist von dichten Wäldern umgeben.
Hohnstein aus der Vogelperspektive

Ein anonymer Maler zeigte die Stadt und die Burg anschaulich, topographisch von der Straße, die zu diesem “Felsennest” führt. Er schuf seinen Blick weit weg stehend, am Hang des gegenüberliegenden Berges. Von diesem Ort aus kann man deutlich einzelne Häuser und die Straße sehen, als ob man sie von einem Gleitschirm aus betrachtet. Die Häuser in Hohnstein stammen aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Sie wurden in Fachwerkbauweise errichtet. Das durchbrochene Skelett aus starken Balken war mit dünnen Ästen gefüllt, die mit Stroh umwickelt und mit Lehm bedeckt wurden, um eine Wand zu bilden. Vor etwa hundert Jahren begann man die Lehmfüllungen durch Ziegel zu ersetzen.
Fenster zum Hohnstein

Zingg mochte starke Eindrücke. Auf einer anderen Ansicht der Burg zeigte er Hohnstein durch die Augen von Touristen unter dem Bogen des Felsentors. Die Komposition erweckt den Eindruck, dass die Wanderer auf die Burg blicken, die am Eingang einer riesigen Felshöhle steht. Sie bewundern die Burg, die sich auf der anderen Seite des Tals auf einem steilen, unzugänglichen “Sandstein-Tisch” erhebt.
Märchenschloss auf einer Klippe

Johann Carl August Richter, Schloss Hohnstein, 1. Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Zeichnung mit Feder und Pinsel, Tusche, Aquarell, Reproduktion in: Frank Richter, Der historische Malerweg. Die Entdeckung der Sächsischen Schweiz im 18./19. Jahrhundert Dresden 2006, S. 48
Johann Carl August Richter (1770–1848), Maler, Zeichner und Grafiker, nicht nur Schüler von Zingg, sondern auch sein langjähriger Mitarbeiter, verwandelte Schloss Hohnstein wie aus einer Fantasiegeschichte in ein völlig märchenhaftes Gebäude. Nach seiner Version erhebt sich die Burg auf einem Felsen, der über dem Tal hängt. Es scheint, dass der Felsen zusammen mit dem Gebäude in einem Moment zusammenbrechen und eine Frau mit Kindern begraben könnte. Zwei Jungen, plötzlich von Angst überwältigt, laufen bereits weg, begleitet von einem bellenden Hund. Die Mutter kann nicht mit ihnen mithalten. Sie trägt auf dem Rücken die großen Mehlsäcke, die sie gerade aus der Mühle am Ende der Straße geholt hat.
Werbung des neunzehnten Jahrhunderts

Adrian Ludwig Richter (1803–1884), Sohn von Johann Carl August Richter, sah Hohnstein ganz anders. Dieser Maler und Grafiker zugleich ein Philosoph, ein Anhänger der harmonischen Beziehung zwischen Mensch und Natur, spezialisierte sich auf Märchenmotive. Diesmal präsentierte er das Motiv jedoch keineswegs romantisch. Seine Komposition zeigt Hohnstein auf realistische und generische Weise. Hier steht eine Gruppe von Stadtbewohnern auf dem Weg, der die Wiese überquert, und betrachtet das malerische Gebäude. Wanderer hören einem Führer zu, der ihnen von dem Denkmal und seiner Geschichte erzählt. Dieses Bild, so lebendig, sieht aus wie eine touristische Werbung von vor fast zweihundert Jahren.
Eine anschauliche Lektion in Geographie

Eine weitere Komposition von A. Ludwig Richter, verbreitet und popularisiert von einem anonymen Kupferstecher, erweckt ebenfalls den Eindruck einer Werbedarstellung. Es ist eine Vogelperspektive auf das weite Gebiet. Sowohl die Burg als auch die Stadt Hohnstein wurden auf einer der vielen Sandsteinerhebungen mit steilen oder senkrechten Mauern errichtet. Sie sind von einem riesigen Gebiet umgeben, das aus ähnlichen Felstischen besteht, die durch tiefe Schluchten getrennt sind, die ein ungewöhnliches Labyrinth bilden. Einige der Hügel sind mit Wäldern bedeckt, auf anderen haben Menschen Felder und Wiesen angelegt.
Eine bemerkenswerte Entdeckung

Der Maler der Romantik Ernst Ferdinand Oehme (1797 – 1855), der Schöpfer einer anderen Ansicht vom Schloss Hohnstein, war Schüler des herausragenden norwegischen Landschaftsmalers Johann Christian Clausen Dahl und unter anderem mit Caspar David Friedrich und Adrian Ludwig Richter befreundet. Beim Malen von Hohnstein verwendete Oehme einen für seine Zeit typischen Effekt, der unter anderem bei der Gestaltung englischer Parks verwendet wurde. Der Held seiner Komposition, der durch die Sächsische Schweiz wandert, kommt plötzlich an den Waldrand und wundert sich über den Felsvorsprung. Vor seinen Augen öffnet sich ein ungewöhnlicher Anblick. Vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne sieht er keine Ruinen, sondern eine noch existierende mittelalterliche Burg. Der Wanderer ist von dem Phänomen durch einen tiefen, dunklen Abgrund getrennt. Ein Abgrund, der die Welt der Lebenden von der bereits vergangenen Welt trennt. Ist es wahr oder ein Traum? – fragt er sich.
Sentimentaler Spaziergang

Die Sächsische Schweiz wurde bereits im zweiten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts jährlich im Sommer von 50 bis 80 Tausend Touristen besucht! Der Ort Hohnstein lag bei Vielen an ihrem Wanderweg. Das historische Rathaus aus dem achtzehnten Jahrhundert oder die barocke Kirche, die als einer der schönsten in Sachsen gilt, lockten Urlauber an, um sie zu besichtigen. Ihre Leidenschaft für Spaziergänge in dieser malerischen Umgebung zeigt sich in der Gravur eines unbekannten Künstlers aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Es ähnelt mit kleinen Abweichungen der Aquarellkomposition von Adrian Ludwig Richter. Eine Gruppe von Wanderern unterscheidet sich nicht nur durch die Kleidung. Statt romantischer Jugend stellte der Grafiker eine bürgerliche Familie mit einem kleinen Kind und einem Hund dar. Wie Sie sehen können, sind Expeditionen in Felslabyrinthe weniger gefährlich und aufregend geworden. Sie erscheinen hier entspannender, beinahe so wie bei einen allgemein üblichen Spaziergang.
Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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