Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
In der vierzigsten Episode von Dr. Ewa Gwiazdowskas Opo-news sind für alle Leser die besten Voraussetzungen gegeben, um mit Ludwig Most schlesische Berge und schlesische Geschichte mit zu erleben. Wahrscheinlich ist der griechische Gott Kairos mit ihnen. Dank einer weiteren Analyse der Bleistiftskizzen von Ludwig Most, die während einer Wanderung in Schlesien angefertigt wurden, entstand eine Karte interessanter Orte, die es wert sind, besucht und kennengelernt zu werden. Mit den Schilderungen wird deutlich, dass es lohnenwert ist Hirschberg [Jelenia Góra], Burg Kynast [Chojnik] und Fischbach [Karpniki] noch besser kennen zu lernen. Man sollte auch die Schneekoppe besteigen, nach der schönen Skulptur der apokalyptischen Gottesmutter in der Nähe von Schömberg [Chełmsko] suchen und letztendlich in Liegnitz [Legnica] etwas länger verbleiben, in der Stadt, die den Meister Most bezauberte. Und wahrscheinlich nicht ohne Grund… [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska Most in Schlesien, Teil 4
Auf den Spuren der schlesischen Geschichte
EXPEDITION XXXX
Der Ort von Schillers spiritueller Begegnung mit Mickiewicz
Als Most in Richtung Hirschberg [Jelenia Góra] wanderte, sah er in der Ferne die Ruinen der Burg Kynast [Chojnik]. Die Burg wird bis heute von dem gleichnamigen Berg gekrönt, der sich über Hermsdorf [Sobieszów] auf eine Höhe von 627 m über dem Meeresspiegel erhebt. Das malerisch auf einem steilen Felsen gelegene Gebäude wurde zu einer Quelle der Legende und zu einem beliebten literarischen Motiv. 1822 schrieb Friedrich Schiller eine Ballade über eine grausame Prinzessin, die im Schloss lebt. Adam Mickiewicz stellte dem polnischen Leser bald ein Stück mit dem Titel Handschuhe vor.Auf dem freistehenden Raum über der Skizze der Ruinen platzierte Most ein geheimnisvolles Motiv. Es war ein gepolsterter Sessel, der an die Möbel erinnerte, in denen die Renaissance-Herrscher saßen. Er sah das Möbelstück am 27. August 1835 in Hirschberg [Jelenia Góra].
Eine Stadt, die zwischen den Bergen verloren gegangen ist
Das Studium des Sessels ist das einzige exakte Motiv von Hirschberg [Jelenia Góra], das Most interessierte. Der Karikaturist präsentierte die Stadt selbst in Form einer Silhouette, die in einem Bergtal verschwindet. Die Gebäude sind von dunklen Wäldern umgeben. In der Ferne sieht man den Kamm des Riesengebirges mit der markanten Schneekoppe. Hirschberg kann nur durch den Namen über den Häusern und die charakteristische Silhouette der Gnadenkirche zum Heiligen Kreuzes auf der linken Seite identifiziert werden. Das Gebäude gehörte zu sechs evangelischen Kirchen, die der Kaiser von Österreich zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts gnädigerweise für schlesische Evangelikale errichten ließ. Es wurde auf dem Grundriss eines griechischen, gleichschenkligen Kreuzes gebaut.Granitnest
Die stolze Burg Kynast [Chojnik] wurde von Most aus unmittelbarer Nähe gezeichnet, von der Seite einer sanfteren Annäherung an den teils bewaldeten, felsigen Gipfel. Die Burg wurde auf einem hohen Granitfelsen mit einem senkrechten Steilhang errichtet. Der ursprüngliche Wachturm, der 1292 erwähnt wurde, wurde nach der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts durch eine Backsteinburg ersetzt. Ab dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert wurde die Burg erweitert, aber ab 1675, vom Blitz getroffen, begann sie zu verfallen. Im neunzehnten Jahrhundert zogen bereits gezähnte Mauern, die von einem hohen, zylindrischen Turm gekrönt wurden, Touristen und Künstler an. Auch Most widerstand nicht dem Charme mittelalterlicher Ruinen, um die sich viele Sagen rankten.Eroberer der Schneekoppe
Den auf dem zweiten Bild dieses Expeditionsberichtes (Skizzenbuch VII, Karte 9) hoch über dem Hirschberg-Tal zu sehenden Gipfel der Schneekoppe [Śnieżka], beschloss Most in den folgenden Tagen zu erobern. Die Schneekoppe ist der höchste Gipfel des Riesengebirges – nach der letzten Korrektur wird ihre Höhe mit 1603 m angegeben. Kein Wunder, dass Most auf dem Weg zur Schneekoppe an der Spindlerbaude anhielt, die in der oberen Skizze auf der Karte 13 zu sehen ist. Er erreichte sie am 28.08.1835 und sie wurde auch sehr wahrscheinlich zu seinem Nachtquartier. Es war ein niedriges, aber weitläufiges Backsteinhaus mit Nebengebäuden, das mit einem breiten Walmdach bedeckt war. Im Dachgeschoss gab es wohl Gästezimmer. Dies wird durch die Fenster im Dach angezeigt. Erst am nächsten Tag, am 29. August, erreichte Most die historische Laurentiuskapelle, die auf dem Gipfel der Schneekoppe stand. Sie wurde in den Jahren 1665-1681 als Stiftung von Christoph Leopold Schaffgotsch erbaut. Den reich ausgestatteten Innenraum konnte Most jedoch nicht mehr bewundern. Nach der Säkularisation 1810 diente die Kapelle ab 1823 bis 1850 als Wirtshaus mit Unterkunftsmöglichkeiten. Für die Gäste war das Gebäude damals namentlich bereits die Koppenkapelle (siehe auch Most-Skizze und im Anhang beigefügtes Bild).Von der Spitze in die Täler
Most musste am frühen Morgen den Gipfel der Schneekoppe erreicht haben, da er noch am selben Tag in Fischbach [Karpniki] ankam. Das Dorf am Fuße des Kreuzberges [Krzyżna Góra] im Landeshuter Kamm [Rudawy Janowickie] war berühmt für seine historischen Gebäude. Dies waren die Ruinen der im fünfzehnten Jahrhundert erbauten Burg, die Kirche St. Hedwig und das Schloss. Letzteres – ein prächtiges Wohngebäude – wurde in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts im Barockstil errichtet. Ein solches Gebäude ist in der Zeichnung von Most zu sehen. Es besteht aus hohen Flügeln, die den Innenhof umgeben, und einem schlanken Eckturm mit einem barocken Helm. Um ihn herum befindet sich ein englischer Park, der 1820 gegründet wurde. Die Schönheit der Lage wird durch die Hügel, die das Dorf umgeben, betont. Bereits wenige Jahre später, von 1838 bis 1846, baute der Architekt Friedrich August Stüler, ein Schüler Karl Friedrich Schinkels, das Schloss im neugotischen Stil um.Madonna am Straßenrand
Am nächsten Tag, dem 30. August, als Most in Richtung der Stadt Schömberg weiter reiste, hielt er an, um unter einem alten Baum zu ruhen. Er war fasziniert von der schlanken Skulptur, die auf einem hohen, barocken Sockel stand. Die Statue stellte die mädchenhafte Mutter Gottes in fließenden Gewändern dar. Ihr Kopf war mit einem Heiligenschein aus zwölf Sternen verziert. Auf den Händen der Madonna sitzend, stach das Kind mit einem stark verlängerten Kreuzstab auf den Drachen – dem Symbol der Sünde – ein, der von den Füßen der Mutter zertrampelt wurde. Die Skulptur, die zum Schutz von einem geschmiedeten Gitter umgeben ist, wurde wahrscheinlich als Danksagung errichtet, nachdem die Pestepidemie am Ende des siebzehnten Jahrhunderts abgeklungen war.
Die Perle der schlesischen Geschichte
Die einzige schlesische Stadt, deren Ansicht Most in seinem Reiseskizzenbuch treffend darstellte, war Liegnitz [Legnica]. Liegnitz wurde an der Stelle einer alten, slawischen Festung erbaut, die im achten Jahrhundert gegründet und 985 von Mieszko I. renoviert wurde. Die Silhouette von Liegnitz, die hinter dem Katzbach-Fluss sichtbar war, war beeindruckend. Über den Mauern und Festungswällen erhoben sich Türme von Kirchen und profanen Gebäuden. Most war so sehr an der Korrektheit der Zeichnung interessiert, dass er sie in zwei Teile teilte. Die Karte seines Skizzenbuchs erwies sich als zu klein, um das gesamte Panorama in einer Zeile zu zeichnen. An der linken, oberen Seite der Karte zeigte Most die barocke Kirche St. Johannes, den gotischen Wehrturm, das im zwölften Jahrhundert erbaute und im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert umgebaute Schloss, einen weiteren gotischen Wehrturm und die gotische Kirche St. Peter und Paul (die heutige Kathedrale). Diese Pfarrkirche hatte zu Mosts Zeiten noch barocke Türme, die ihr Aussehen nach der neugotischen Rekonstruktion der Kirche am Ende des neunzehnten Jahrhunderts änderten. Am unteren Teil der Karte zeichnete Most die linke Seite des Panoramas mit der gotischen Marienkirche. Während Sie dieses Panorama bewundern, sollten Sie sich daran erinnern, dass die Burg Liegnitz zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts Zygmunt Jagiellończyk, den späteren König von Polen, Sigismund I. der Alte, beherbergte.
P.S.
Als Ludwig Most am 29.08.1835 die Schneekoppe erreichte, war wie bereits auf Seite 6 dieser Episode erwähnt, die Laurentius – Kapelle als kirchliches Gotteshaus nicht mehr für die Gäste erkennbar. Das verdeutlicht die auf der Folgeseite abgebildete Lithographie von Carl Mattis aus dem nah gelegenen Schmiedeberg.
Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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