Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
Vor genau 170 Jahren beschloss Ludwig Most, sich in den Sommerferien um seine Gesundheit zu kümmern und verbrachte diese Zeit in Marienbad mit Wanderungen in die Umgebung. Wie immer hatte er sein Skizzenbuch und seinen Bleistift dabei. Man möchte sich an die Worte erinnern: Sieh mich an, wie/ ein Künstler sein Werk betrachtet/ lass uns die Tage nicht vergeuden/ die vor uns liegen/ noch sind (Textfragment eines Liedes von Maryla Rodowicz: Uzdrowisko, Vorspann der Serie). Und dass der Künstler keine kostbare Zeit verschwendet hat, beweist eine weitere Opo-Geschichte von Dr. Ewa Gwiazdowska über die tschechischen Kur- und Sightseeing-Touren von Most. [J.G.]
Dr. Ewa Gwiazdowska Erinnerung an einen schönen Juli 1851
Expedition LVII
Erinnerungen an einen schönen Juli 1851
Ludwig Most verbrachte die letzte Dekade des Juli 1851 in Marienbad und Umgebung. Im berühmten böhmischen Kurort Marienbad unternahm er Wanderungen und wurde dort auch medizinisch behandelt. Der Kurort befindet sich in der Region Kaiserwald auf einer Höhe von etwa 630 m. Die Beliebtheit des Ortes in Polen führte dazu, dass die Polen polonisierte Namen verwendeten. 1808 erfolgte der Bau des ersten Badehause an der Marienquelle, die das wirksame Heilwasser lieferte. Damit war auch die Namensgebung für den Ort mit Marienbad vorgegeben, der offiziell 1818 als Kurort anerkannt wurde. Viele berühmte Persönlichkeiten haben den Kurort besucht, darunter der Schriftsteller Johann Wolfgang Goethe (1749-1832), der Komponist Richard Wagner (1813-1883), der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison (1847-1931) oder die britische Königin Elisabeth II. (1926–2022) und der Pole Frederic Chopin (1810-1849).Heißer Juli in den Bergen
Als Most 1851 in den Urlaub fuhr, besorgte er sich ein neues Skizzenbuch. Seine ersten Skizzen waren Landschaften, die er von den Hügeln um Marienbad aus gesehen hatte. An der Stadt selbst war er weniger interessiert. Oder hatte er vielleicht ein anderes Skizzenbuch, in dem er Genreszenen und Gebäude darstellte? Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Zu Beginn seines Aufenthalts bestieg er den Hügel, der damals Friedrich-Wilhelm-Höhe genannt wurde. Von dort hatte er einen Blick auf eine weite, bewaldete Ebene, die den Ort umgab. Am Horizont erstreckten sich weitere Bergketten. In der Mitte des Ausblicks zeichnete Most einen Berg in Form eines regelmäßigen Kegels. Diese Form zeugt davon, dass das Gebiet von Marienbad in grauer Vorzeit ein Vulkangebiet war. Durch die vulkanische Aktivität entstanden nicht nur Berge, sondern auch Heilquellen, die Anfang des 19. Jahrhunderts von Touristen geschätzt wurden.
Der Kurort taucht aus dem Waldhinterland auf
Marienbad war von Hügeln umgeben, die mit Nadelwäldern bedeckt waren. Am nächsten Tag fuhr Most zu einem Aussichtspunkt namens Hirtenruhe. Hirtenruhe, östlich vom Kurzentrum gelegen, konnte Most nach ca. 2 km stetig bergaufgehendem Wanderweg erreichen, um von dort eine beeindruckende Aussicht zu genießen. Es ist erwähnenswert, dass der Künstler seine Zeichnungen mit alten, heute vergessenen Namen signierte. Unterwegs hielt er an einer Stelle an, von der man die prächtigen Gebäude des Marienbads noch gut sehen konnte. In der Mitte des Ortes stand die Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria mit ihrem charakteristischen Zeltdach. Gegenüber der Kirche befanden sich klassische Kurhäuser mit einer Trinkhalle. Direkt oberhalb wuchsen Laubbäume. Schlanke Fichten wuchsen weiter oben. Die Hänge der umliegenden Berge wurden von Wanderwegen durchzogen. Auf einem von ihnen zeichnete Most ein Kreuz, das in Poppels Stich nach Würbs detaillierter zu sehen ist. Kreuze am Straßenrand und Heiligenstatuen prägen noch heute die tschechische Landschaft. Von der Anhöhe aus konnte man in der Ferne ein weites Tal sehen, das am Horizont von einer breiten, sanften, mit Wäldern bewachsenen Bergkette begrenzt wurde.
Vom Aussichtspunkt aus überblickt Most die Landschaft
Wahrscheinlich machte Most auf seinem Rückweg nach Marienbad einen Halt an der Richardthöhe, die von einem massiven Holzzaun aus Pfosten und Balken umgeben war. Unten war der Hang von einem dichten Fichtenwald bedeckt. Most hatte von hier aus eine gute Sicht zum Oberpfälzer Wald im Südwesten. Auf der linken Seite konnte er einen breiten, bewaldeten Gebirgskamm sehen, der sich in der Ferne dahinzog. An seinem nördlichen Ende war der Tillenberg (940 m) in seiner ganzen Pracht zu sehen. Er hatte die Form eines abgeflachten Kegels, was beweist, dass er in der Zeit der vulkanischen Aktivität in diesem Gebiet entstanden ist. Auf der rechten Seite der sanft abfallenden Berghänge befanden sich Felder und Weiden, die mit Baumgruppen durchsetzt waren.
Einsames Gehöft in den Bergen
Wahrscheinlich war er eine Woche lang in ärztlicher Behandlung, denn er brach erst Ende des Monats zu einer weiteren Wanderung auf. Er war bereits 44 Jahre alt, was zu dieser Zeit kein geringes Alter darstellte. Außerdem hatte er 10 Jahre Schularbeit hinter sich. Auf der Skizze hat er nicht genau angegeben, wo er sich befand. Er beschrieb nur, dass es in der Nähe von Marienbad liegt. Als er eine Straße entlangging, die mitten durch Waldwiesen an den unteren Hängen der Berge führte, sah er plötzlich ein großes Bauernhaus, vielleicht ein Forsthaus oder ein Gasthaus. Das Haus machte einen guten Eindruck auf ihn, so dass er es skizzierte, um es zusammen mit der umgebenden Natur so in Erinnerung zu behalten. Das Haus war zweiflügelig, L-förmig und mit einem Walmdach versehen. In den Giebeln und im Dach gab es Fenster, die den geräumigen Dachboden erhellten. Vermutlich beherbergte es Zimmer für Reisende. Auf dem Hof befand sich ein längliches, niedriges Wirtschaftsgebäude. Neben und hinter dem Haus schloss sich ein von einem Zaun umgebener Garten an. Most stellte dieses einsame Gehöft sehr genau und malerisch dar. Auf näher gelegenen Stellen in der Skizze waren junge Fichten zu sehen, die aus dem Gras herausragen. Im Hintergrund des Hauses zeigte er die Hänge der Hügel, die teilweise mit altem Wald bewachsen und teilweise mit Lichtungen bedeckt waren.
Ein Ort der Besinnung am Bach
Most passierte ein Gehöft…
und tauchte in den dunklen, fichtenreichen Wald ein. Als er immer höher stieg, sah er einen anmutigen Gebirgsbach zwischen den Steinen fließen. Der Bach war an den Seiten mit Kräutern bewachsen, und an einer Stelle lag ein toter Baum auf einer niedrigen Felsschwelle. Etwas müde beschloss der Künstler, eine Pause einzulegen und die schäumende Kaskade zu betrachten, die die Strömung hier geschaffen hatte. Er setzte sich ans Ufer, vielleicht auf einen größeren, flacheren Stein, gegenüber einer alten Fichte mit dickem Stamm. Während er die Schönheit des romantischen Ausblicks betrachtete, nutzte er die Gelegenheit, um ihn zu verewigen. Das Ergebnis war eine Studie über die so genannte intime Landschaft – eine Komposition, die von den Vertretern der realistischen Malerei eifrig in Angriff genommen wurde.
Ein Urlaubsort aus der Ferne
Eines Tages, als er in der Nähe von Marienbad spazieren ging, stieß Most auf eine Aussicht, die durch ihre Originalität bestach. Es war ein weites Panorama der Landschaft unmittelbar über dem Ort. Im Nahbereich waren die Kronen der Laubbäume in Gruppen zusammengefasst, die an Wolkenbüschel erinnerten. Most markierte ihre zarten Konturen. Vermutlich handelte es sich um Bäume, die in der Parklandschaft oberhalb der Gebäude des Resorts standen. Nur ein großes Wohnhaus im Hintergrund, vielleicht eine Pension, taucht hinter dem Hügel auf. Die übrigen Gebäude verschwanden im Tal und waren von Grün umgeben. Auf der linken Seite überragte eine Gruppe hoher Tannen die Baumreihe, die den Weg säumte. Auf der rechten Seite befand sich der kaum erkennbare grüne Hang eines höheren Hügels. Die Linie des Gebirgskamms, der den Horizont abschließt, ist ebenfalls nur schemenhaft zu erkennen.
Eine reizvolle Aussicht vom Gasthaus
Zum Abschied von Marienbad skizzierte Most eine Ansicht aus dem Gasthause, in dem er wahrscheinlich wohnte. Es war eine interessante Landschaft, da sie auf einem starken Farbkontrast beruhte. Ein goldenes Feld mit reifem Getreide war von dem intensiven Grün der Laubbäume umgeben. Die Monotonie dieser Kronen wurde durch schlanke italienische Pappeln unterbrochen, die sich im Mittelfeld erhoben. Die Ebene, die sich in der Tiefe ausbreitete, war von einer Reihe von sanften Hügeln umgeben. Das Tal wurde von einer befestigten Anlage bewacht, die auf der rechten Seite zu sehen war. Most hat ihre Dächer und die hohe Mauer mit einem Umriss markiert und zusätzlich signiert: Schloss.
Marienbad – ein altes Heilbad
Bevor Marienbad zum Kurort wurde, war es ein Erholungsort für die Mönche des Prämonstratenserordens. Das Kloster wurde hier bereits Ende des 12. Jahrhunderts als Tepl-Stiftung im Auftrag des Grafen Hroznat von Ovenec gegründet. Im 16. Jahrhundert ließ Kaiser Ferdinand I. das Heilwasser testen. Auch Salz wurde extrahiert. Im 17. Jahrhundert badeten die Einwohner im Schlamm und tranken Wasser aus dem Auschowitzer-Bach. Erst 1807-1808 ließ Chrysostomus Laurentius Pfrogner, der von 1813 bis 1826 Abt des Klosters Tepl war, das erste Bad errichten. 1808 wurde sein Sekretär Karl Prokop Reitenberger zum Gründer von Marienbad. Der Arzt des Klosters Johann Josef Nehr kann mit seinem medizinischen Fachverstand und besonderem Engagement für das heilende Wasser als Mitbegründer des Kurortes Marienbad bezeichnet werden. Eine so komplizierte Geschichte. Wie Sie sehen, hat es mehr als 600 Jahre und die Bemühungen vieler Menschen gebraucht, bis das vulkanische Wasser mit seinen heilenden Eigenschaften allgemein anerkannt wurde. Aber die Besucherströme waren wahrscheinlich größer als die wohltuenden Gewässer selbst.Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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