Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
Als sich die polnische Jugend 1830 auf den Ausbruch des Novemberaufstandes vorbereitete, zog zur gleichen Zeit August Ludwig Most – ein frischgebackener Absolvent der Berliner Akademie der Künste – nach Dresden, um dort zu arbeiten und zu leben. Der Wohnsitz war in Loschwitz, einem damals östlich der Stadt noch vorgelagerten idyllischem Dorf, das unmittelbar an der Elbe lag. Dresden war ein lebhaftes Kulturzentrum, in dem Künstler aus ganz Europa ihr Betätigungsfeld fanden. Hier konnte Most Leute treffen, die er bewunderte. Man muss in diesem Zusammenhang unbedingt Caspar David Friedrich nennen; den deutschen Künstler, der als einer der prominentesten Vertreter der romantischen Malerei gilt. Außerdem fand ein weiteres wichtiges Ereignis für Ludwig Most statt – der Maler gründete eine Familie und sein Sohn Hermann wurde hier geboren.
Dr. Ewa Gwiazdowska Most “ein besonderer Tourist”
Dresden – Loschwitz, Expedition XXX
Dresdener Umland, “Freischütz -Land”
Ludwig Most beschloss nach seinem Abschluss 1830 in Berlin eine Malwerkstatt in Dresden zu perfektionieren, mietete aber keine Wohnung im Zentrum der Stadt. Er entschied sich, außerhalb Dresdens zu leben. Als Wohnadresse wählte er den Vorort Loschwitz, am Hang des Elbetals gelegen. Er ließ sich in einer ländlichen Umgebung nieder, in einer schönen Landschaft. Es war etwas, das den ewigen Wanderer anzog. Es war wahrscheinlich auch billiger dort, was für einen Maler, der eine Familie gründen wollte, von Bedeutung gewesen sein muss.
Künstlermekka
Dresden mit seiner angesehenen Kunstakademie und seinen reichen Kunstsammlungen, die von den sächsischen Kurfürsten und vor allem von August II., der auch polnischer König war, erworben wurden, war eine Stadt, die nicht nur viele Künstler anzog. Hier arbeiteten auch Schöpfer, die von den Herrschern eingeladen wurden, um die Pracht des Hofes stetig zu erweitern. Der Ruhm Sachsens und seiner Haupstadt sollte damit für immer in die Geschichte eingehe
Koryphäe der pommerschen Romantik
Nach Dresden führte das Schicksal auch einen der pommerschen Landsleute von Ludwig Most. Der bedeudenste war Caspar David Friedrich. Er hat hier viele Kompositionen geschaffen – Skizzen, Studien und Bilder. Eine davon ist eng verknüpft mit Most’s Arbeit, Friedrichs Komposition, die eine Schlucht zum Elbetal im Dorf Loschwitz zeigt. Weist sie doch auf eine für Most sehr bekannte Landschaft in der Umgebung Dresdens hin, da in ihrer Nähe sich sein zeitweiliges Zuhause befand.
Romantiker oder Realist
Die Landschaft, die Most während seines Aufenthalts in Dresden gemalt hat, ist nur durch archivalische Fotografien bekannt, die in einem Katalog des Enkels veröffentlicht wurden. Bisher wurde das Bild ganz allgemein als Blick auf die Elbe bezeichnet. Durch die Gegenüberstellung von Most’s Gemälde mit Friedrich’s Komposition können Sie sehen, wie ähnlich der Ort ist, den die beiden Künstler dargestellt haben. Loschwitz in der Nähe der Stadt bietet eine großartige Gelegenheit, die Natur zu malen. Beide Künstler, Friedrich und Most, wählten ein Landschaftsmotiv, das sie sehr realistisch präsentierten. Es wäre interessant zu wissen, ob Most die Meinung Friedrichs kannte, der seine Haltung gegenüber der Dresdner Region so zum Ausdruck brachte: “Loschwitz wird mir immer teurer und ich entdecke jeden Tag neue schöne Orte dieser Erde.” (Eigene Übersetzung eines Zitats aus dem Buch von Frank Richter, S. 69)
Hausgemachte Idylle
Die Freiheit in der Natur und die frische Luft waren für das Aufwachsen des in Dresden erstgeborenen Sohnes Hermann sicherlich von Vorteil. Die Idylle rund um Most’s Haus, die im Bild “Mutterglück” zu sehen ist, hat sich auch in den häuslichen Bräuchen widergespiegelt. Ehefrau Caroline sitzt mit ihrem kleinen Sohn auf der Treppe, die vom Haus zum Garten führt. In ländlicher Kleidung erinnert sie an Damen aus dem 18. Jahrhundert, die sich zum Spaß als Dorfbewohnerinnen verkleiden. Dank der Magie der Kunst hat der Künstler seine Familie in die arkadische Vergangenheit versetzt. “Übrigens” ist damit das Loschwitz verewigt, das es heute nicht mehr gibt. Das Dorf wich der Stadt und wurde ein städtischer Vorort.
An der Elbe, wie in Italien
Die natürliche Schönheit der Hänge des Elbetals existierte noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ungestört. Sie ermutigte die Dresdner, die stickigen Räume zu verlassen und sich inmitten der Natur zu erholen. Gäste in einem Pavillon, der an einem Aussichtspunkt gebaut wurde, erinnern an Momente einer Reise nach Italien. Die im Grünen versteckte Laube ermöglichte es Ihnen, ihre Zeit damit zu verbringen, die Schönheit der Landschaft bei einer Tasse Kaffee zu bewundern. Die vermittelte Stimmung an Italien wird noch von einem Sänger unterstützt, der sich selbst auf der Gitarre begleitet. Eine solche idyllische Szene hielt in seinem Bild aus der Gegend von Loschwitz Eduard Leonhardi (1828-1905) fest.
Zwanzig Jahre später
Zwanzig Jahre nach Ludwig Most zog die Schönheit von Loschwitz einen anderen Künstler aus der Biedermeier-Ära an diesen Ort, Adrian Ludwig Richter (1803-1884). Dieser Maler, Karikaturist, Graphiker und Lehrer kam 1852 nach Loschwitz, das ab diesem Zeitpunkt zu seinem Sommersitz wurde. Er lebte mit seiner Familie im hoch gelegenem Haus des Fotografen August Kotzsch. Er arbeitete dort viele Jahre. Kotzsch porträtierte er noch um 1880. Richter brachte Schüler einer Landschaftsklasse, die er an der Dresdner Kunstakademie leitete, mit nach Loschwitz. Er traf hier auch Malerfreunde, wie Carl Gottlieb Peschel (1798-1879), Ernst Ferdinand Oehm (1797-1855) und den Graveur Reinhard Krüger.
Zauber der Fotografie
Die ursprüngliche Landschaft von Loschwitz ist auf Fotografien erhalten geblieben. Dieses historische Geschenk verdanken wir einem lokalen Fotografen, dem Dokumentarfilmer Carl Friedrich August Kotzsch. Er wurde 1836 geboren und starb 1910. In Loschwitz hatte er sein Haus und sein Atelier. Mit Leidenschaft für die Allgemeinheit und Gespür für das Detail beobachtete und erinnerte er an das alte Loschwitz und seine allmähliche Umwandlung vom Dorf in den wohlhabenden Vorort Dresdens. Er fotografierte an den unterschiedlichsten Orten, einzelne alte und neue Wohnhäuser, bescheidene und luxuriöse Villen, Nebengebäude, Produktionsgründungen, Natur und Menschen. Er war Autor mehrerer Porträts des Malers Ludwig Richter.
Als Übersetzer waren tätig: Ludwig Most (Bremervörde), Günter Müller (Erfurt), Germany
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